Was als vermeintliches „Schlemmerwochenende“ genussfreudiger Gourmets beginnt, entwickelt sich bald zu einer Art Henkersmahlzeit. Denn Michel, beliebter Fernsehregisseur, Philippe, namhafter Richter, Ugo, berühmter Koch, und Marcello, erfolgreicher Flugkapitän, haben einen folgenschweren Entschluss gefasst: Sie wollen sich zu Tode fressen.
Die Stunden der Völlerei versüßen sich die Männer mit Prostituierten. Diesen ist die morbide Esssucht der Herrenrunde jedoch nicht geheuer und sie verlassen bald das Haus. Die Lehrerin Andrea fühlt sich hingegen von der dekadenten Ausschweifung angezogen. Sie bleibt bei den vier Freunden, teilt Bett und Tisch mit ihnen und begibt sich mit auf die gemeinsame ,Reise’ in den Tod.
Was, wenn man Sucht auf die Spitze treibt? Was, wenn man überhaupt sein ganzes Leben auf die Spitze treibt? Was, wenn man Lust zum Prinzip seines Lebens macht? Vier Männer wollen den Genuss jedoch nicht nur steigern, sondern an ihm sterben. Die Lust soll sie zerreißen. Mit dieser extremen Grundkonstellation sorgte Marco Ferreris Film „Das große Fres-sen“ 1973 für erhebliches Aufsehen. Bis heute gilt der mehrfach ausgezeichnete Film als ein Meisterwerk der Filmgeschichte. Abscheulichkeit und Unmoral wurden dem Film ebenso vorgehalten, wie ihm geniale Konsum- und Hedonismuskritik bescheinigt wurden. Die Übersättigung der arrivierten, gelangweilten Männer gipfelt in einer pervertierten Genusssucht, die nur noch den Tod als letzten Kitzel akzeptiert.
Regie führt die Leiterin der Wartburg, Caroline Stolz. Sie inszenierte in Wiesbaden bisher u.a. Rainer Werner Fassbinders „Tropfen auf heiße Steine“, Kristof Magnussons Komödie „Männerhort“, „Hitchcocks Die 39 Stufen“ und Tennessee Williams’ „Die Glasmenagerie“.
Inszenierung Caroline Stolz
Bühne und Kostüme Lorena Díaz Stephens, Jan Hendrik Neidert
Musik Ernst August Klötzke
Dramaturgie Anika Bárdos
Mit: Uwe Kraus (Philippe, Richter), Jürg Wisbach (Marcello, Flugkapitän), Michael Günther (Ugo, Koch), Lars Wellings (Michel, Fernsehregisseur), Stefanie Hellmann (Andrea, Lehre-rin), Frederike Ott (Hure u.a.)
Weitere Vorstellungen:
Fr 27.11, 20.00 Uhr in der Wartburg