mit Roland Brumberg, Ausländerbehörde Berlin, Jürgen Kipp, Präsident des OVG Berlin-Brandenburg, Ulla Jelpke, MdB, innenpolitische Sprecherin der Fraktion "Die Linke", Eberhard Schultz, Rechtsanwalt in Berlin und Bremen
Moderation: Sabine am Orde, taz-Redakteurin
Aus den Akten auf die Bühne: Drei Schauspieler und eine Schauspielerin bringen Beschwerdeakten "lästiger Ausländer" aus den 1920er Jahren zum Sprechen. Die Textvorlagen haben Studenten der Universität Bremen in einem zweifach preisgekrönten Forschungsprojekt zusammen getragen.
In der Weimarer Republik diente die amtliche Kategorisierung "lästiger Ausländer" als Ausweisungsgrund. Die Ausweisung wurde ohne Angabe von Gründen angeordnet. Nur eine Beschwerde konnte sie aufhalten, selten abwenden. Die Akten zeigen mit welchen Anschuldigungen die "Lästigkeit" konstruiert wurde: Kriminelle Delikte, politische Gesinnung, Rasse, unsittlicher Lebenswandel. Sogar "der Verkauf von Fruchteis an sich" wurde als unerwünscht notiert. Einzelschicksale von Menschen werden auf der Bühne lebendig, deren Zukunft durch eine Ausweisung bedroht, wenn nicht gar zerstört wurde.
Interdisziplinäre Lehre an der Universität Bremen: Dr. Eva Schöck-Quinteros führte "Grund der Ausweisung: lästiger Ausländer" als ergebnis- und praxisorientiertes Lehrforschungsprojekt im Angebot General Studies und damit interdisziplinär durch. Ihre Studierenden verknüpften die Forschungstätigkeit mit Formen der Aufbereitung für die Öffentlichkeit, um die Wirkung des Erforschten zu beobachten. So entstand diese szenische Lesung, die seit November 2007 von der bremer shakespeare company erfolgreich aufgeführt wird, und ein Begleitband.
Preisgekröntes Projekt: 2007 Preistträger des Wettbewerbs "Geist begeistert" vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 2008 erhielt Frau Dr. Schöck-Quinteros den "Berninghausen Preis für ausgezeichnete Lehre und ihre Innovation".
Dank der Initiative der Berliner Arbeitsgruppe gegen Ausweisungen und gefördert von der Hans Böckler-Stiftung wird die szenische Lesung jetzt in Berlin aufgeführt.
Regie: Peter Lüchinger und Michael Meyer
Mit Jens "Hassel" Hasselmann, Peter Lüchinger, Francisca Mencz und Michael Meyer
Tickets: 8,- / erm. 5,- / Schulklassen 3,- / 3-Euro-Ticket
Reservierung: 030-62735330, grund-der-ausweisung@gmx.de
Vorverkauf: junge Welt Ladengalerie, Berlin, Torstr. 6, U2 Rosa-Luxemburg-Platz, Mo-Fr 11.00-18.00, 030-53635556
Begleitband: Sigrid Dauks und Eva Schöck-Quinteros (Hrsg.), Grund der Ausweisung: Lästiger Ausländer. Ausweisungen aus Bremen der 1920er Jahre, Bremen 2007, 160 Seiten, 8 Euro. Bestell- und Kontaktadresse: Dr. Eva Schöck-Quinteros, Universität Bremen, FB 8, Institut für Geschichtswissenschaft, 0421/218-9487, esq@uni-bremen.de
www. grund-der-ausweisung.de