Hundstage das sind die heißen Sommertage, von denen es in diesem Sommer mehr als genug gab. Und "Hundstage" betitelt Ben J. Riepe sein neuestes Stück, das während eben dieser heißen Tage im Mousonturm in Frankfurt entstand, und jetzt im Tanzhaus NRW uraufgeführt wurde. Es handelt davon, was übrig bleibt, wenn die Liebe auf den Hund gekommen ist, nämlich Eifersucht, Tränen und zurückgewiesener Trost, Aggression und Gewalt.
Auf der Suche nach Nähe enttäuscht die Erfahrung von Ablehnung und Distanz. Einigkeit gibt es nur noch beim chorischen Absingen eines altrussischen Liedes, zeitweilige Nähe beim pantomimisch-parodistischen, männlichen pas des deux zur Rachearie aus Mozarts Zauberflöte, bevor das Beil stürmisch in den Holzblock gerammt wird. Die imaginäre Hitze ruft plötzliche Wechsel zwischen Lethargie und geballter Aggression hervor. Später sitzen die sieben Tänzer stumm in den Sesseln herum, distanziert, während sich über die Bühne allmählich Wasserlachen ausbreiten. Ein weiteres Sinnbild für das Scheitern auf allen Beziehungsebenen. Dazu passend die enervierende, elektronische Musik von Alex Alves Tolkmitt.
Riepes "Hundstage" ist ein düsteres Stück, das in die Knochen fährt und nachhaltig verstört und deswegen sicher nicht uneingeschränkt Zustimmung erhalten wird. Das Premierenpublikum nahm es mit gemäßigtem Beifall auf.
Choreografie, Konzept: Ben J. Riepe
mit: Fa-Hsuan Chen, Deborah Gassmann, Hyun-Jin Kim, Simon Hartmann, Benjamin Kahn, Linda Nordström, Daniel Ernesto Müller Torres
Musik: Alex Alves Tolkmitt
Kostüme: Anna Kleihues
Lichtdesign: Ansgar Kluge
24. und 25. September 2010