Anna ist eine ausgesprochen kurzsichtige Schneiderin, Martha eine hüftkranke Köchin. Beide sind alt. Alt ist auch Meier Ludwig, der von seinem Hund dargestellte Chauffeur. Lediglich die ausländische Putzfrau Xana scheint nicht Teil des Haus-Inventars zu sein, und es stellt sich die Frage, wo sie, bleich und stumm, überhaupt hingehört.
Sie alle sind Dienstboten – ohne eine Dienstherrin. Denn diese taucht nicht auf. Und sie warten. Warten und erinnern sich, verletzen einander. Durch die Worte, die aus ihnen hervorquellen, schaffen sie sich für Momente ein eigenes Leben. In ihren gnadenlosen Ritualen der Erinnerung und der Bosheit sind sie tragisch und komisch zugleich. Von ihrem Leben geblieben ist ihnen ein gebeugtes Rückgrat, eine kranke Seele und das Gefängnis der eigenen Geschichte. Ein deformiertes Dasein, das nur aus der Distanz betrachtet für Gelächter sorgt.
„Das ist keine Arbeit. Das ist Dienst“, heißt es im Stück. „Anna und Martha“ erzählt nicht nur von der Vergangenheit der Protagonistinnen, sondern auch von Gegenwart und Zukunft jener Menschen, die im „Dritten Sektor“, dem Dienstleistungssektor, im „Dienste“ ihrer Arbeitgeber bzw. deren Kunden stehen. Ihr „Service“ macht den „Success“ der Unternehmen aus. Der Sektor boomt und verspricht die größte Beschäftigungsperspektive der postindustriellen Gesellschaft.
Die Premiere von „Anna und Martha. Der dritte Sektor“ fand am 19. Jänner 2013 im Alten Hallenbad
Feldkirch statt. Ab 19. Februar 2013 ist das Projekttheater im Wiener Theater Nestroyhof-Hamakom
zu Gast.
Eine Kooperation von Projekttheater Vorarlberg und
Theater Nestroyhof Hamakom
Regie: Susanne Lietzow
Mit: Maria Hofstätter, Martina Spitzer
Ausstattung: Marie Luise Lichtenthal
Produktionsbetreuung: Dietmar Nigsch
Video: Petra Zöpneck
Musik/Ton: Gilbert Handler
Puppenbau: Kathrin Sellin
Perücken: Monika Krestan
Mit:
Maria Hofstätter, Martina Spitzer
Vorstellungen: Mi 20.2. | Do 21.2. | Fr 22.2. | Sa 23.2., jeweils 20.00 Uhr