Die Kritiker*innen Margarete Affenzeller, Eva Behrendt, Wolfgang Höbel, Andreas Klaeui, Dorothea Marcus, Christian Rakow und Shirin Sojitrawalla sichteten und diskutierten im Zeitraum vom 28. Januar 2017 bis 21. Januar 2018 insgesamt 409 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gestern Abend, in der finalen Jurysitzung, trafen sie ihre Auswahl der 10 „bemerkenswerten Inszenierungen“ der Saison, die für eine Einladung zum 55. Theatertreffen nominiert wurden:
– „Am Königsweg“ von Elfriede Jelinek
Regie Falk Richter | Deutsches Schauspielhaus Hamburg
– „BEUTE FRAUEN KRIEG“ Ein Zyklus im Schiffbau
Fassung unter Verwendung von „Die Troerinnen“ von John von Düffel nach Euripides (Interlinearübersetzung Gregor Schreiner) und „Iphigenie in Aulis“ von Soeren Voima nach Euripides.
Regie Karin Henkel | Schauspielhaus Zürich
– „Die Odyssee. Eine Irrfahrt nach Homer“
Regie Antú Romero Nunes | Thalia Theater, Hamburg
– „Die Welt im Rücken“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle
Regie Jan Bosse | Burgtheater, Wien
– „Faust“ nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie Frank Castorf | Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
(Intendanz Frank Castorf)
– „Mittelreich“ Musiktheater nach dem Roman von Josef Bierbichler nach der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler
Konzept und Regie Anta Helena Recke | Münchner Kammerspiele
– „Nationaltheater Reinickendorf“ von Vegard Vinge / Ida Müller
Nationaltheater Reinickendorf, Berlin. Produktion Vinge/Müller & Berliner Festspiele/Immersion
– „Rückkehr nach Reims“ nach dem gleichnamigen Roman von Didier Eribon
Aus dem Französischen von Tobias Haberkorn. In einer Fassung der Schaubühne.
Regie Thomas Ostermeier | Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
Koproduktion mit dem Manchester International Festival (MIF), HOME Manchester und dem Théâtre de la Ville Paris
– „Trommeln in der Nacht“ von/nach Bertolt Brecht
Regie Christopher Rüping | Münchner Kammerspiele
– „Woyzeck“ Schauspiel von Georg Büchner
Regie Ulrich Rasche | Theater Basel
***
Jurybegründungen
Die Leiterin des Theatertreffens Yvonne Büdenhölzer zur diesjährigen Auswahl:
Die Arbeiten der diesjährigen Auswahl zeigen durch die unterschiedlichen Generationen und Kontexte hindurch entschiedene Perspektiven auf unsere komplexe Gegenwart. Das Theater vertraut dabei auf seine genuinen Mittel und die Lust am Spiel. Die Protagonist*innen sind oft zerbrochene und zerbrechende Charaktere, die die Welt durch ihre individuelle Wahrnehmung filtern und so neue Realitäten erzeugen. Hervorgebracht werden sie von Ausnahmespieler*innen, die sowohl im Ensemble als auch auf Solowegen ihre Kraft entfalten. Sie stellen, ebenso wie die Regisseur*innen, die Fragen: Wer spricht, wer darf sprechen und was wird eigentlich erzählt?
Die Gesamtliste der von der Jury diskutierten Inszenierungen ist ab sofort auf der Webseite der Berliner Festspiele veröffentlicht.
Das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Theatertreffen wird am Freitag, 4. Mai im Haus der Berliner Festspiele eröffnet und geht bis zum Pfingstmontag, 21. Mai. Das Festival gliedert sich in drei Programmsäulen: Die 10 „bemerkenswerten Inszenierungen“ aus dem deutschsprachigen Raum bilden das Herzstück des Theatertreffens. Der Stückemarkt, der in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb stattfindet, richtet den Blick auf den europäischen Raum und sucht nach neuen Stücken und Projekten. Die internationale Plattform Shifting Perspectives, gefördert vom Goethe-Institut und Pro Helvetia, holt außereuropäische Perspektiven ins Festival.
Ein übergreifendes Diskursprogramm „TT Kontext“ flankiert erstmals das Festival. 2018 setzt sich „TT Kontext“ unter dem Thema „Unlearning“ mit dem kreativen Verlernen von vorgeprägten Wahrnehmungsmustern auseinander. Eine Einladung, unsere Realität und uns selbst infrage zu stellen, um ein Um- und Weiterdenken zu ermöglichen.
Auch in diesem Jahr setzt das Theatertreffen auf den künstlerischen Nachwuchs: Das Stipendienprogramm Internationales Forum ermöglicht die Vernetzung junger Theatermacher*innen aus der ganzen Welt, ein Education-Programm lädt Studierende mehrerer Hochschulen zu Workshops und Diskurs ein. Anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums wird das Theatertreffen-Blog als Spezialausgabe mit Beiträgen ehemaliger Redakteur*innen des Blogs und der früheren Festivalzeitung erscheinen, wieder gefördert von der Stiftung Presse-Haus NRZ. Weiterhin verliehen werden der 3sat-Preis, der Alfred-Kerr-Darstellerpreis und der Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung.
Die Zusammenarbeit mit dem Medienpartner 3sat wird im 23. Jahr fortgesetzt. Unter dem Titel „Starke Stücke“ präsentiert 3sat die Aufzeichnungen von drei zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen. Die Fernsehaufzeichnungen werden während des Festivals als Public Viewing auf der Großbildleinwand im Sony Center am Potsdamer Platz bei freiem Eintritt gezeigt.
Save the date – Termine Theatertreffen 2018:
- Spielplan-Veröffentlichung: Freitag, 6. April 2018
- Start des Ticket-Vorverkaufs: Samstag, 21. April 2018
- Bekanntgabe der Auswahl zum Stückemarkt: Ende Februar