Die Besonderheit bei dieser Form der Erzählweise ist die schrittweise Aufdeckung oder Enthüllung der Geschehnisse. Im Gegensatz zur klassischen Erzählstruktur, bei der sich der Spannungsbogen nach der Exposition steigert, den Höhepunkt ereicht, wieder abfällt und den Schluss erreicht, wird hier nach und nach Einblick in schon passierte Ereignisse gewährt. Das Hauptereignis beziehungsweise der Konflikt ist hier bereits früh bekannt.
Das Publikum wird bei dieser Herangehensweise dazu eingeladen, bruchstückhaft das gesehene zu einem Gesamtwerk zusammenzufügen. So wird die psychologische Komplexität der Charaktere und die Erforschung menschlicher und gesellschaftlicher Thematiken einer stetigen Neubewertung unterzogen.
Als Urwerk oder Prototyp des analytischen Dramas gilt "König Ödipus" des Sophokles, ca. 429-425 v.Chr. Andere bedeutende Beispiele sind Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug" von 1808 sowie Gottfried Ephraim Lessings" Nathan der Weise" von 1779.