Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Vier erste Premierenan an einem besonderen Ort im Schauspiel LeipzigVier erste Premierenan an einem besonderen Ort im Schauspiel LeipzigVier erste Premierenan...

Vier erste Premierenan an einem besonderen Ort im Schauspiel Leipzig

allesamt am 24.4.2025

Ein besonderer Ort der Stadt ist neu zu entdecken: das Gelände des agra Messepark Leipzig. Dort wird die Halle 4, ehemals der Kultursaal der agra-Landwirtschaftsausstellung der DDR, von April bis Oktober zum Interimsquartier für das Schauspiel Leipzig.

 

Copyright: Schauspiel Leipzig

Das Areal des agra Messepark ist ein Schnittpunkt historischer Ereignisse und Epochen: Es ist einer der Schauplätze der Völkerschlacht, in der Gründerzeit errichtete das Leipziger Bürgertum dort Villen zur Sommerfrische, von denen etwa das Weiße Haus noch heute erzählt. Ab 1890 wurde um das Weiße Haus der Herfurth’sche Park angelegt, der 1945 enteignet und umgestaltet wurde, um die Gartenbauausstellungen der DDR zu veranstalten. Parallel entstand ab 1952 das Gelände für die agra-Landwirtschaftsausstellung der DDR. Als anerkannte Messe für die Fachwelt im In- und Ausland waren regelmäßig über eine halbe Million Besucherinnen und Besucher zu Gast. Heute ist das Gelände, auf dem sich auch die Städte Leipzig und Markkleeberg berühren, zumeist bekannt für den Antik- Markt und als Quartier des Wave-Gotik-Treffens.

Nun wird die agra zur „ag(o)ra“. In der griechischen Antike war die Agora der Ort der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart, der Ort der gesellschaftlichen Debatten. Die ag(o)ra des Schauspiel Leipzig wird nun zum Forum von Geschichte und Geschichten nicht nur des außergewöhnlichen agra-Areals.

Basis dafür wird die Halle 4: eine Halle mit Foyer und eigener Bühne, die noch reichlich Atmosphäre aus der Zeit als Kultursaal bewahrt hat. Drei Spielstätten richten wir dort ein: den „Saal“, den „Lampenladen“ und die „Kulturbühne“. Sie bilden die zentralen Spielorte der ag(o)ra.

Die ag(o)ra startet im April mit vier Produktionen: Den Spuren und Geschichten der Landwirtschaftsausstellung wird ein eigenes Recherche- Projekt auf dem Gelände nachgehen, „Die Gläserne Kuh. Prüfbegehung der agra-Landwirtschaftsausstellung 1981“.

Das agra-Gelände erzählt heute noch von den wirtschaftlichen und ideologischen Umwälzungen in der DDR-Landwirtschaft nach Kriegsende. Und so wird auch Heiner Müllers Klassiker „Die Umsiedlerin“ auf der ag(o)ra Premiere haben: ein Stück, das sich kritisch mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR auseinandersetzte und nicht zuletzt deshalb auch zeitweise verboten war.

Die Uraufführung eines Auftragswerkes „Kein Schicksal, Klytämnestra“ von Nino Haratischwili verhandelt die antike Geschichte von Klytämnestra und Kassandra neu — überführt in die Spannung zwischen Tradition und Gegenwart, Veränderung und Vergangenheit. Aufgeführt wird die Geschichte nun an einem Ort, den ebensolche Brüche und Spannungen prägen.

Der Lampenladen startet mit einem Projekt, in dem sich unser Ensemble und Menschen aus der Stadt begegnen werden — musikalisch, choreographisch, inhaltlich: „Neonschatten“ geht der Frage nach, wie man sich der eigenen Stadt in Geschichten nähert.

Premieren

Kein Schicksal, Klytämnestra (UA)
Auftragswerk des Schauspiel Leipzig
von Nino Haratischwili
Regie: Enrico Lübbe
Premiere: 24.4.
Saal

Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande
von Heiner Müller
Regie: Moritz Sostmann
Premiere: 24.4.
Kulturbühne

Neonschatten (UA)
Eine choreographische Inszenierung über Zeit und Geschichte(n)
Regie: Salome Schneebeli
Premiere: 24.4.
Lampenladen

Die Gläserne Kuh (UA)
Prüfbegehung der agra-Landwirtschaftsausstellung 1981
Szenischer Rundgang von Tino Kühn und Falk Rößler
Regie: Falk Röẞler
Premiere: 24.4.
ag(o)ra

www.schauspiel-leipzig.de/spielplan/a-z/agora/

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 17 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑