Mächtig und verführerisch greift die Femme fatale nach ihrem Platz auf der Leinwand – sie entfacht im Helden eine ungezähmte Leidenschaft, aber ihr Drang nach Selbstbestimmung und individueller Freiheit wird scheitern. Die Helden des Film noir sind gebrochene Figuren, unvollkommen, Gesetzlose, Ausgestoßene. Sie sind Menschen ohne jede Chance, und sie sehen blendend dabei aus.
Der Film noir schlägt Brücken zwischen der amerikanischen Filmindustrie und der französischen Filmkritik, die ihm seinen Namen gab, aber auch zwischen den Filmen des Expressionismus, zweitklassigen Groschenromanen,
der italienischen Neorealismus-Bewegung, der Psychoanalyse und den amerikanischen Detektivreihen der frühen 30er Jahre. Charakteristisch sind seine hell-dunkel Kontraste, bizarre Schattenspiele, ungewöhnliche
Kameraperspektiven und eindrucksvolle visuelle Effekte.
In einer düster-schönen Ästhetik feiert der Film noir seine Stars. Sie betreten das Set, um einer dunklen Straße aus Zufällen und Schicksal zu folgen. Selten geht das gut aus. Der Film noir zerrt Existenzängste ans Licht. Er zelebriert das Gebrochene, Rohe, Nüchterne. Er dokumentiert das Scheitern und macht den Zuschauer zum Komplizen. Trotzdem orientiert er sich an hochmoralischen Ansprüchen: Niemals kommt einer mit seinen Verbrechen davon. Aber auch die Wahrheitssucher tragen am Ende Wunden davon. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Der Film noir verneint, aber er gibt keine Antworten.
Kevin O'Day interessieren die Leerstellen, die Lücken im System, die Verstrickungen, die unbeantworteten Fragen des Film noir und die Antworten, die sich im Diffusen verlieren. Seine Choreografie spielt mit den ästhetischen
Chiffren des Film noir, seiner gebrochenen Lyrik und Montagetechnik, mit den choreografischen Elementen des Films und den filmischen Momenten des Tanzes.
Choreografie
Kevin O'Day
Bühne und Kostüme
Jean-Marc Puissant
Licht
Mark Stanley
Es spielen
Zoulfia Choniiazowa
Nadège Cotta
Maria Eugenia Fernández
Mami Hata
Sigmund Hegstad
Hitomi Kuhara
Louis Laberge-Côté
Tyrel Larson
Brian McNeal
Julie Pécard
Ching-Yi Ping
Luis Eduardo Sayago
Evan Teitelbaum
Agata Zajac
weitere Aufführungen
25. Mai 2010
09. Juni 2010