Eine gemeinsame Zeit, fünf Personen, fünf Realitäten – so präsentiert sich die Geschichte gleich zu Beginn dem Zuschauer. Nach und nach werden uns die Verwicklungen dieser intensiven Probenzeit aus den verschiedenen Perspektiven erzählt: Es entspinnt sich ein komplexes Beziehungsgeflecht, in dem sich künstlerische Arbeit und »wahres« Leben durchdringen und spiegeln.
Dabei spielen Themen wie Schuld, Macht, Tod, Intrige und obsessives Kunstschaffen eine Rolle. Es geht um verschiedene Formen von Liebe, die in all ihren Variationen zum Klingen gebracht werden: die große Liebe, die kleine Affäre, die lebenslange Freundschaft, die Liebe zwischen Mutter und Tochter, Vater und Tochter – erzählt aus fünf Perspektiven. Jede Variation hat ihren eigenen Protagonisten. Jakob ist ein aufstrebender Schauspieler, der glaubt, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben und plötzlich aus seinem Liebesglück erwachen muss; Tanjas Episode zeigt uns eine junge Schauspielerin, die den Mann ihres Lebens – den Regisseur der Produktion – verlässt und eine Affäre beginnt; Katrin ist ein introvertiertes Mädchen, das im extrovertierten Theatermilieu aufgewachsen ist und sich danach sehnt, selbst Anerkennung zu finden; in Evas Episode sehen wir eine Frau, die erkennen muss, dass sie zwar eine erfolgreiche Theater- und Filmschauspielerin ist, aber als Mutter versagt hat; Marko schließlich ist der charismatische Regisseur, mit großem Einfluss auf die Menschen um sich herum, der aber das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren. Alle suchen nach Liebe.
Alle scheitern. Aber der Glaube an die Liebe und die Möglichkeit von Nähe bleibt. Mit jeder erzählten Perspektive gewinnt die Geschichte an Komplexität, dennoch scheint jede Version die einzig gültige zu sein. Wir sehen, wie Liebesgeschichten allmählich von Schuldgefühlen zersetzt werden und erkennen die Relativität von Schuld. Wie ist die Geschichte wirklich gewesen? Wir ahnen: eben genauso, wie jeder einzelne Mensch sie erlebt hat. Der mehrteilige Film »Forestillinger« war im Frühjahr 2007 in Dänemark ein Straßenfeger. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Regisseur Per Fly hat zusammen mit dem Mitbegründer des Dogmafilms Lars von Trier das Konzept dazu entwickelt. Der Film wurde auf vielen internationalen Festivals präsentiert, so auch beim Filmfest Hamburg. Diese komplexe Geschichte gerafft und konzentriert im Theater zu erzählen, an dem Ort, wo sie sich tatsächlich ereignet, ist eine große Herausforderung und ein lohnendes Experiment.
Klaus Schumacher ist seit der Spielzeit 2005/2006 künstlerischer Leiter des »Jungen Schauspielhauses«. Für seine Inszenierung »Mutter Afrika« ist er mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet worden, u.a. mit dem
»Rolf-Mares-Preis« sowie dem deutschen Theaterpreis »Der Faust«. Neben der Arbeit im Kinder- und Jugendtheater inszenierte er u.a. am Staatstheater Stuttgart, am Schauspiel Hannover und am Bremer Theater. Im Juni 2008 hatte seine Inszenierung von »Was ihr wollt« auf der Großen Bühne des Schauspielhauses Premiere.
Deutsch von Anna Latz
In einer Fassung von Klaus Schumacher
Regie Klaus Schumacher
Bühne Katrin Plötzky
Kostüme Heide Kastler
Musik Octavia Crummenerl
Dramaturgie Stanislava Jević, Stephanie Lubbe
Licht Susanne Ressin
Video Alexander Grasseck / Peter Stein
Mit Irene Kugler, Julia Nachtmann, Aleksandar Radenković, Stefan Schießleder, Tanja Schleiff, Jürgen Uter, Martin Wißner
Weitere Termine:
20.01.2009, 20:00 Uhr
24.01.2009, 20:00 Uhr
05.02.2009, 20:00 Uhr
12.02.2009, 20:00 Uhr
23.02.2009, 20:00 Uhr
07.03.2009, 20:00 Uhr