Am Ende steht die Versöhnung zwischen den verfeindeten Familien als Utopie. Im Kampf zwischen Gut und Böse – wobei das Böse der Krieg der verfeindeten Geschlechter, der Capulets und Montagues ist – werden die Kinder besiegt. Allzu arglos begegnet die Liebe in ihrer Unschuld und Reinheit extremem Hass und der gefährlichen Macht der von niederem Zwist gelenkten Köpfe: Streitigkeiten, klein und hinterhältig, weiten sich aus, ohne dass je nach dem „Warum“ gefragt wird oder man sie zu verhindern versucht, um schließlich jedes menschlichnatürliche Maß zu überschreiten.
Mit der Liebe zwischen Romeo und Julia über alle Gesellschaftskonflikte hinweg nimmt Shakespeares Tragödie ihren Lauf. Julia entscheidet sich trotz panischer Angst für jenen Liebestrank, der sie zur Scheintoten macht; Romeo – aus Verona verbannt, weil er Tybalt im Duell erstach – riskiert sein Leben, um Julia noch einmal zu sehen …
Jochen Ulrichs Ballett wird den von Shakespeare in der Renaissance angesiedelten Stoff in seiner Zeitlosigkeit aufgreifen und als ein auch unserer Zeit verpflichtetes Panorama entwerfen. Verona
ist ein verbrannter und vom Krieg der Familien verwüsteter Schauplatz, an dem das „militantfaschistoid“
geführte Herrscherhaus Capulet mit einer jungen, revoltierenden „Streetgang“ der Montagues konfrontiert wird. Die Liebe zwischen der von ihrer Familie wie eine Gefangene gehaltenen Julia und dem dagegen anrennenden Romeo hält den verstellten Wegen und unüberwindbaren Grenzen dieses Verona nicht stand und führt zum unausweichlichen Tod der Liebenden. Doch zuvor vollführen beide einen verzweifelten, aufbegehrenden Tanz aus taumelndem Glück und entrücktem Schweben über einem Abgrund aus Angst. Sergej Prokofjews vielleicht bedeutendster Beitrag zur Gattung des Balletts wurde 1938 in Brünn uraufgeführt. Die Komposition zeigt in ihren dissonant aufgeladenen, mächtigen Ritualen deutlich eine Zeit der drohenden Katastrophe. Alle innige und zarte Musik der Liebenden wird
hieran schroff gebrochen.
Die Linzer Produktion beruht auf einer Choreographie und Inszenierung von Jochen Ulrich aus dem Jahr 1991 mit dem Tanz-Forum Köln und wurde von Darie Cardyn und Leszek Kuligowski
einstudiert und adaptiert.
Musik von Sergej Prokofjew
Libretto von Dietlind Rank
MUSIKALISCHE LEITUNG Dennis Russell Davies/ Daniel Linton-France
CHOREOGRAPHIE UND INSZENIERUNG Jochen Ulrich
EINSTUDIERUNG UND ADAPTION Darie Cardyn, Leszek Kuligowski
BÜHNE Kathrin Kegler
KOSTÜME Marie-Therese Cramer
DRAMATURGIE Julia Zirkler
BESETZUNG
Die Montagues
Romeo Jonatan Salgado Romero
Mercutio Wallace Jones / Alexander Novikov
Benvolio Alexander Novikov / Emanuele Rosa
Balthasar Emanuele Rosa
Rosalinde Clara Pascual Martí
Bianca Tine Schmidt
Victoria Thomas Lorenz Hofer
Die Capulets
Lord Capulet Wolfgang Berner
Lady Capulet Irene Bauer
Julia Agnes Schmetterer / Ilja van den Bosch
Amme Anna Štěrbová
Tybalt Ziga Jereb
Paris Matej Pajgert
Damen im Hause Capulet Ilja van den Bosch, Giselle Poncet, Nadine Horvath,
Ayumi Noblet, Ruth Kapelari, Sophy Ribrault
Herren im Hause Capulet Morgan Reid, Sergio Gianotti, Daniel Morales Pérez,
Gabriel Wanka, Luis Gonzaga Hoyos, Bram de Beul
Diener im Hause Capulet Juan Camillo
Pater Lorenzo Werner Kalb
Statisterie des Landestheaters Linz
Bruckner Orchester Linz