Im Kraftfeld von Macht, Finanzpolitik, Religionsrivalität und Eros einerseits und der Liebe zu seiner Tochter Naemi und jüdischen Traditionen andererseits wird Süß Opfer einer Intrige, weil er einen Staatsstreich angezettelt und schließlich verraten haben soll. Nach dem gescheiterten Umsturz erleidet der Herzog einen Schlaganfall. Süß wird als Sündenbock ins Gefängnis geworfen und zum Tod durch den Strang verurteilt. Hier setzt die Handlung der Oper ein. Wie ein Alptraum bedrängen Süß in seiner Kerkerzelle die Stimmen der Lebenden und der Toten. Sie verdammen ihn, rufen Erinnerungen an seine Erfolge wach oder wollen ihn aus seiner jetzigen Lage befreien. Joseph Süß jedoch schlägt alle Möglichkeiten, sich zu retten, aus.
Das Schicksal des 1738 in Stuttgart hingerichteten „Hofjuden“ Joseph Süß Oppenheimer hat viele Literaten wie u.a. Feuchtwanger zu Auseinandersetzungen aus unterschiedlichen Perspektiven bewegt.
Unter den Filmemachern hat nicht nur Veit Harlan mit seinem verfemenden Propagandafilm „Jud Süß“ dieses Thema aufgegriffen. In die Musikgeschichte fand das Thema erst durch Detlev Glanert Eingang. Seine 1999 in Bremen uraufgeführte Oper Joseph Süß lässt der nicht nur historisch, sondern auch posthum zu Unrecht verurteilten und geschmähten Figur Gerechtigkeit zuteilwerden, ohne ihre Schattenseiten auszusparen.
Detlev Glanert gehört heute mit Hans Werner Henze und Wolfgang Rihm zusammen zu den am häufigsten aufgeführten lebenden Opernkomponisten. Zu seinen meist beachteten Werken zählen neben Joseph Süß: Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (1999/2000), Theatrum bestiarum (2004/05) und Das Holzschiff (2010).
Mit der Premiere am 3. März 2012 im Staatstheater am Gärtnerplatz wird Joseph Süß nun zum ersten Mal in München aufgeführt. Es ist zugleich die erste Aufführung eines Werkes des Komponisten am Haus. Detlev Glanert wird während der Endprobenwoche und zur Premiere selbst anwesend sein und die Proben begleiten.
Mit der musikalischen Einstudierung und Leitung des in vokaler wie orchestraler Hinsicht ausgesprochen anspruchsvollen Werkes ist Roger Epple betraut, der dem Gärtnerplatz-Publikum bereits durch seine hochgelobte Arbeit für den Freischütz (Sept. 2010) bekannt ist. Der ehemalige Generalmusikdirektor des Opernhauses Halle arbeitete bereits mit über 70 internationalen Klangkörpern, darunter die meisten deutschen Staatsorchester, die Rundfunksinfonieorchester von Paris, Berlin oder Amsterdam, das Gewandhaus-orchester Leipzig oder auch das National Symphonyorchestra Taiwan und das Shanghai Symphony Orchestra. Zur Saison 2012/13 wird Roger Epple neuer GMD am Staatstheater Oldenburg.
Als ausgewiesener Spezialist für zeitgenössische Oper inszeniert Guy Montavon das Werk und kommt dafür erstmals an den Gärtnerplatz. Der international tätige Regisseur Guy Montavon ist seit 2002 Generalintendant des Theaters Erfurt, wo er mit der Initiierung eines Uraufführungszyklus von sich reden machte. Seiner Inszenierung sind intensive Gespräche mit dem Komponisten vorausgegangen. Den Bühnenraum und die an ein barockes Habit angelehnten Kostüme hat der international gefragte Bühnenbildner Peter Sykora entworfen.
Sieben gleichwertig anspruchsvolle Solopartien kennzeichnen die musikalischen Herausforderungen des Werkes. Die Partie des Joseph Süß übernimmt Gary Martin. In der Rolle des Herzogs ist Stefan Sevenich zu erleben.
Detlev Glanert beschreibt seine Oper selbst als ein „süffiges, pralles, schreckliches und provozierendes Barockbild unserer jüngsten Vergangenheit. Es soll rühren und schockieren, aber es kommt von Herzen und soll wieder zu Herzen gehen“ (frei nach Beethoven)
Joseph Süß
Oper in dreizehn Szenen von Detlev Glanert Libretto von Werner Fritsch und Uta Ackermann
Musikalische Leitung: Roger Epple
Inszenierung: Guy Montavon
Bühne und Kostüme: Peter Sykora
Joseph Süß Oppenheimer Gary Martin
Herzog Stefan Sevenich
Naemi, Tochter von Süß Carolin Neukamm
Weissensee Mark Bowman-Hester
Magus Juan Fernando Gutiérrez
Magdalena Thérèse Wincent
Graziella Karolina Andersson
Henker Thomas Peters
Haushofmeister Florian Wolf
7., 11., 20., 22., 26. 30.* März, 1., 5., 11., 19. April *= KiJu 8,- €
Alle Vorstellungen mit Einführung 30 Minuten vorab im Foyer