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MORTON, MORTON, MORTON - Theater Freiburg

Ein Morton-Feldman-Abend mit Text, Tanz, Musik und Stille

Premiere: Samstag, 1. November 2008, 20.00 Uhr, Kleines Haus

 

mit Joachim Schloemers Stück »Morton, Morton, Morton« widmet sich das Theater Freiburg einem der bedeutendsten amerikani-schen Vertreter der Neuen Musik: Morton Feldman (1926 -1987).

 

 

 

Der Tänzer Graham Smith sowie die Schauspielerin Marianne Hamre, die bereits bei der gefeierten Uraufführung 2004 am Zür-cher Theater am Neumarkt mitwirkten, bilden zusammen mit dem Pianisten Jean-Pierre Collot die Akteure des Abends, der, basierend auf Feldmans Klavierstück »For Bunita Marcus« – getreu den musikalischen Vorstellungen Morton Feldmans – vor allem der Stille Raum und Zeit gibt.

 

Joachim Schloemer ist nicht nur von Feldmans Musik fasziniert, sondern auch von dessen Person. Im Gegensatz zu seinen zarten Werken war der Komponist groß, schwer und extrem kurzsichtig. Mit Leidenschaft und Humor beschäftigte er sich mit Musik, Kunst und mit existentiellen Fragen, wie: Was bleibt von uns übrig, wenn Sprache und Körper weg sind? Was für eine Form hat Zeit? Es müsse Musik sein, die von uns übrig bleibt, wenn un-ser Körper erschwunden ist, sagte der Komponist.

 

Morton Feldman wurde 1926 in New York geboren. Mit zwölf Jah-ren bekam er seinen ersten Klavierunterricht und wenig später auch seinen ersten Konzertflügel, für den die Eltern lange sparen mussten. Doch dieses Ereignis sollte für Feldman zent-ral werden: »Wenn ich nicht daran spielte, klappte ich den De-ckel runter und benutzte ihn als Schreibtisch. Ich lebte prak-tisch in ihm.«, schreibt er in einer Passage seiner Textsamm-lung.

 

1941 begann Feldman Komposition zu studieren, als größere In-spiration für sein musikalisches Schaffen ist allerdings das Zusammentreffen mit John Cage (1912 - 1992) im Jahr 1949 zu werten. Man freundete sich an und sollte von nun an auf Jahr-zehnte hin gemeinsam die Neue Musik in den USA bestimmen. Cage war es auch, der Feldman ermutigte, von den klassischen Kompo-sitionsmustern abzulassen und seiner eigenen Intuition und seinen Ideen bezüglich der Musik zu folgen. Dies ging so weit, dass er Komponisten, die sich an strenge Konzepte und Regeln in der Musik hielten, oft mit strikter Ablehnung strafte. Von nun an sollte es eines der Hauptcharakteristika von Feldmans Musik sein, den Klang und die Stille ins Zentrum seiner Kompo-sitionen zu stellen und einen Klang nicht als Ablösung des vorhergehenden zu betrachten. Vielmehr sollte dieser im Raum stehen und langsam verklingen: »Nicht den Einfallsreichtum in den Vordergrund zu stellen, sondern die Aspekte der Knappheit, der Askese. Die Klänge von der Stille her zu denken, nicht als Ablösung von anderen Klängen. [...] Die Stille beherrscht mu-sikalische Ereignisse.« Morton Feldman

 

Doch Morton Feldman interessierte sich nicht nur für Musik. Mit John Cage unterhielt er sich auch über alltägliche Dinge, wie beispielsweise die immerwährende Belästigung durch Telefon und Radio: Feldman fühlte sich gestört vom Alltagslärm, was sich auch in seinem Verständnis der Kunst äußerte. Kunst und Alltag seien zwei verschiedene Systeme, die zwar miteinander verbunden seien, aus der Kunst könne man jedoch nichts für das Leben lernen, genauso wenig wie man das Leben in die Kunst einbeziehen könne. Den Expressionisten gleich, suchte er nach einer Methode, Kunst ohne erkennbare Botschaft und unabhängig von althergebrachten Vorstellungen zu machen, wie dies Jackson Pollock, mit dem er befreundet war, für die bildende Kunst an-strebte.

 

Zwar wandte sich Morton Feldman gegen die Traditionalisten in der Musik, dennoch litt er darunter, als Komponist nicht in dem Maße wie diese gefeiert zu werden. Den Respekt, den Feldman vor seinem Tod einforderte, erweist ihm nun Joachim Schloemer in seinem Stück »Morton, Morton, Morton«. Schloemers Hommage beruht wiederum auf einer Hommage Feldmans, der der Pianistin Bunita Marcus ein Stück für Piano widmete: »For Bunita Marcus« aus dem Jahre 1985, gespielt vom Pianisten Jean-Pierre Collot, bildet so die musikalische Grundlage für diesen Abend und für den Tänzer Graham Smith und die Schauspielerin Marianne Hamre.

 

Regie Joachim Schloemer

Bühne & Kostüme Joachim Schloemer und Sebastian Hannak

Licht Joachim Schloemer

Musik Morton Feldman

 

Schauspielerin Marianne Hamre

Pianist Jean-Pierre Collot

Tänzer Graham Smith

 

Weitere Vorstellungen im Kleinen Haus:

Do. 6.11. / Fr. 7.11. / Sa. 13.12. / So. 14.12.2008, jeweils 20.00 Uhr

 

 

 

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