Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
MIT FEINGEFÜHL UND LEIDENSCHAFT -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Galeriekonzert "Engelsfrieden und Traumgesichter" in der Staatsgalerie STUTTGART MIT FEINGEFÜHL UND LEIDENSCHAFT -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie:...MIT FEINGEFÜHL UND...

MIT FEINGEFÜHL UND LEIDENSCHAFT -- Internationale Hugo-Wolf-Akademie: Galeriekonzert "Engelsfrieden und Traumgesichter" in der Staatsgalerie STUTTGART

am 30. Januar 2025

An diesem Abend waren auch Gedichte von Rainer Maria Rilke zu hören, der sich in seinen Versen immer wieder zur Unerbittlichkeit des Daseins bekannte. "Die Kunstwerke sind von unendlicher Einsamkeit", lautete sein Motto. In Zusammenarbeit mit der Akademie für gesprochenes Wort trug die Sprechkünstlerin Jule Hölzgen "Orpheus. Eurydike. Hermes" von Rilke höchst einfühlsam vor. Dann interpretierte der Bass-Bariton Michael Nagl drei Lieder nach Gedichten von Michelangelo von Hugo Wolf, wo das Pathos des Intimen geheimnisvoll hervorleuchtete.

 

Copyright: Matthias Baus, Portrait Michael Nagl

Daraufhin zitierte Jule Hölzgen aus "Briefe an einen jungen Dichter" von Rainer Maria Rilke, wobei man viel Aufschluss über das Seelenleben dieses Dichters gewann. Dazwischen interpretierte der Bass-Bariton Michael Nagl zusammen mit dem einfühlsamen Pianisten Götz Payer drei Lieder nach Michelangelo von Hugo Wolf. Dynamische Ausdruckssteigerungen wurden hier sehr wirkungsvoll betont, sinnliches Sehnen und chromatische Seelenschilderungen überzeugten vor allem bei "Alles endet, was entstehet" und "Fühlt meine Seele das ersehnte Licht". Die aus dem Sprachfall abgeleiteten Melodien erreichten hier immer wieder eine höhere Ebene des Ausdrucks. Jule Hölzgen rezitierte dann zwei Gedichte von Isolde Kurz "Nein, nicht vor mir im Staube..." und "Survival of the fittest". Hier bestand eine gewisse Seelenverwandtschaft mit den suggestiv dargebotenen Versen von Rainer Maria Rilke, von dem noch die Gedichte  "Nennt ihr das Seele", "Ich bin auf der Welt zu allein" und "Da neigt sich die Stunde" überzeugend vorgetragen wurden.

Aus den "Tre sonetti di petrarca" (2. Fassung) von Franz Liszt sang Michael Nagl dann überaus voluminös und emotional "Sei gesegnet immerdar", "Fried' ist versagt mir" und "So sah ich denn auf Erden Engelsfrieden". Das Melos passte sich hier dem Wortrhythmus sehr gut an - dies galt vor allem für die kontrastierenden Sequenzen. Höchste Leidenschaft spiegelte sich dabei in Tönen wieder, reiche Figurationen dienten der Steigerung des Ausdrucks. Harmonisch-modulatorischer Reichtum blühte überall auf. Die pathetischen Akzente wurden von Michael Nagl nicht übertrieben vorgetragen.  Dazu passten dann die eindringlich rezitierten Gedichte "Nun schlummert meine Seele" sowie "Weltende" von Else Lasker-Schüler.  "O, meine Seele war ein Wald" hieß es bei Lasker-Schülers Gedicht "Nun schlummert meine Seele" - und bei "Weltende" beeindruckten die Zeilen: "Es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär..." Die Parallelen zur Gegenwart waren wirklich verblüffend. Als Zugabe war noch "An den Mond" von Schubert zu hören.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑