Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Luzerner Theater:" Dantons Tod" von Georg BüchnerLuzerner Theater:" Dantons Tod" von Georg BüchnerLuzerner Theater: "...

Luzerner Theater: " Dantons Tod" von Georg Büchner

Premiere: Samstag, 13. Februar 2016, 19.30 Uhr, im Luzerner Theater. -----

Revolution, Terror, Flucht, Asyl, Menschenrechte. Diese Themen und Begriffe verbinden die

Französische Revolution, Georg Büchners eigene Geschichte und unsere Gegenwart.

«Dantons Tod» spielt in einer der düstersten Zeiten der Französischen Revolution: fünf Jahre nach der

Erklärung der Menschenrechte herrscht nun der Terror. 1835 nutzte der junge Büchner diesen

historischen Hintergrund, um in seinem Drama existentielle Fragen zu stellen: Kann es ein

gerechtes politisches System geben, in dem jeder einzelne Mensch ein gutes, selbstbestimmtes

Leben führen kann? Ist der Mensch zum friedlichen Zusammenleben fähig oder existiert in jedem

von uns das «Tier», das bereit ist, zu töten, wenn es um den eigenen Vorteil geht?

 

Diese Fragen stellen sich auch heute, vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Revolutionen im arabischen Raum und den dadurch ausgelösten politischen Debatten in Mitteuropa, mit grosser Dringlichkeit.

 

Paris, 1794. Aus den ehemaligen Gefährten Danton, Robespierre und St. Just sind Gegner geworden.

Danton, der Held der Revolution, ist müde. Ekel hat ihn ergriffen angesichts des Leids, das mit dem

menschlichen Dasein unauflöslich verbunden zu sein scheint. Der Kämpfe überdrüssig, propagiert er den Hedonismus und sucht den Rausch des Augenblicks. Unversöhnlich stehen sich die unterschiedlichen Positionen gegenüber: Hier der Tugendterror des Moralisten Robespierre und der Fanatismus des St. Just, dort Dantons Wille zum politischen Kompromiss. Am Ende bleibt allen der Gang zur Guillotine. Büchner war Revolutionär und Künstler zugleich. Er schrieb «Dantons Tod» vor der Flucht ins französische Exil in wenigen Wochen nieder. Spätestens seit letztem Jahr sind Flüchtlinge nach den gescheiterten Revolutionen im arabischen Raum nun auch in Mitteleuropa nicht mehr zu übersehen.

 

Können sie und wir noch von einer besseren Zukunft träumen? Können wir noch an den Erfolg von

Revolutionen hin zu einer gerechteren Gesellschaft glauben? Büchner selbst war Realist genug, um einem Sieg der Prinzipien von Vernunft, Freiheit und Gleichheit zutiefst skeptisch gegenüber zu stehen. Seine Bestandsaufnahme ist von bestürzender Gegenwärtigkeit.

 

Der Regisseur Andreas Herrmann: Für mich steht die Auseinandersetzung im Zentrum, ob wir an die

Möglichkeit gesellschaftlicher Veränderung zum Besseren noch glauben können oder ob wir von

fatalistischen Gedanken geprägt sind, dass jede revolutionäre Bestrebung pervertiert wird und

machtpragmatischen Handlungen zum Opfer fällt. Können wir noch von einer besseren Zukunft träumen, Utopien der Möglichkeit eines menschenwürdigen Daseins in der Gesellschaft ernst nehmen und diskutieren – oder haben wir schon längst die Meinung akzeptiert, dass unsere Welt von anderen

komplexen und undurchschaubaren Interessen gelenkt wird.

 

Andreas Herrmann (Inszenierung),

Max Wehberg (Bühne),

Catherine Voeffray (Kostüme),

David Hedinger (Licht),

Erik Altorfer (Dramaturgie)

 

Besetzung: Judith Cuénod, Julia Doege, Wiebke Kayser, Lilli Lorenz, Bettina Riebesel; Christian Baus, Jörg Dathe, Hans-Caspar Gattiker, David Michael Werner

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑