„Lucio Silla“ handelt von dem römischen Diktator Lucius Cornelius Sulla (128-78 v. Chr.), der nach dem Ersten Bürgerkrieg 82 v. Chr. die Macht in Rom an sich gerissen und seine Gegner in die Verbannung geschickt hatte, bevor er 79 v. Chr. seinen Rücktritt erklärte. Auch in Mozarts Oper steht der Name Lucio Silla für Grausamkeit und Terror. Der Diktator hat den Senator Cecilio aus Rom verbannt, und dies nicht nur aus politischen Gründen: Er will dessen Verlobte Giunia für sich gewinnen und lässt daher die Nachricht verbreiten, Cecilio sei gestorben. Giunia jedoch weist den Diktator ab, um ihrem Geliebten auch im Tod die Treue zu halten. Doch Lucio Silla beharrt trotz Giunias Weigerungen darauf, sie zu heiraten, – und provoziert damit einen Mordanaschlag Cecilios. Zum Erstaunen aller führt Lucio Silla bald darauf die Liebenden zusammen und erklärt, dass alle Verbannten nach Rom zurückkehren dürften.
1768 bis 1772: Das bedeutete für diesen Komponisten sechs Opern in vier Jahren. Für seine und die etwas spätere Zeit gehörte es zum Schaffens-Alltag (denken wir an Rossini: 39 Opern in 19 Jahren oder an Verdis berühmt-berüchtigte »anni di galera«, was für den italienischen Großmeister bedeutete: Komponieren, ausgerichtet am Bedarf der damaligen Opern-Industrie, also schnell – meisterliche Opern sind es geworden, Verdi beklagte die Zeit als »Galeerenjahre«).
Wer außer ihm schrieb überhaupt schon Opern in diesem Alter? Und kurz darauf schon die, die bis heute die Ranglisten der Opernspielpläne anführen. 1756 ist er geboren. Lassen Sie uns einmal rechnen und das erste und letzte der frühen Meisterwerke beim Namen nennen: Im Alter von 12 Jahren entstand LA FINTA SEMPLICE. Dann als 16-Jähriger krönte er sein »Jugendwerk« mit LUCIO SILLA. Mozart heißt er. Von Beruf Wunderkind, Genie, und was nicht alles. Man wurde und wird des Findens der Superlative ja nicht müde, im Bemühen darum, dessen habhaft zu werden, was ihn ausmacht. Und das bis heute. Er würde sich vielleicht gefreut haben darüber: »Rätsel gebe ich ihnen allen auf, solange meine Werke aufgeführt werden«. O ja, das werden sie. Und in Kassel erstmals eben sein Prunkstück LUCIO SILLA. Dass es darin einerseits (wieder) um Liebe geht, mag dabei keine wirkliche Überraschung sein, dass Mozart hier aber Tyrannentum anprangert, und der Diktator Lucio Silla kraft der Liebe Läuterung erfährt, ist von früher Weitsicht, auch im Hinblick auf die kurz darauf folgende Französische Revolution. Auch deshalb offenbart sich sein frühes musikalisches Vermächtnis sehr wohl als Überraschung.
Text: Giovanni de Gamerra
- Musikalische Leitung: Jörg Halubek
- Inszenierung: Stephan Müller
- Bühne: Siegfried E. Mayer
- Kostüme: Carla Caminati
- Dramaturgie: Dr. Ursula Benzing
- Licht: Albert Geisel
- Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti
- Lucio Silla: Tobias Hächler
- Giunia: Elizabeth Bailey
- Cecilio: Maren Engelhardt
- Lucio Cinna: Bénédicte Tauran
- Celia: Lin Lin Fan
- Aufidio: Bassem Alkhouri / Younggi Moses Do
- Cembalo: Giulia Glennon
- CHOR: Opernchor des Staatstheaters Kassel
- 13.12.17, 19.30 - 16.12.17, 19.30 - 29.12.17, 19.30
- 13.01.18, 19.30
- 04.02.18, 18.00 - 14.02.18, 19.30 - 20.02.18, 19.30
- 17.03.18, 19.00
Das Bild zeigt W.A.Mozart