Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
LILIOM von Franz Molnár - RESIDENZ THEATER MÜNCHENLILIOM von Franz Molnár - RESIDENZ THEATER MÜNCHENLILIOM von Franz Molnár...

LILIOM von Franz Molnár - RESIDENZ THEATER MÜNCHEN

Premiere Freitag 12. März 2010, 19:00 Uhr

 

Ferenc Molnars Vorstadtlegende „Liliom“, 1909 entstanden, lässt ihren Anti-Helden Liliom durch Nicht-Orte wandern, unstet wie sein Wesen: Auf Erden ist der Rummelplatz sein Zuhause, am Rande der Gesellschaft, zwischen Gauklern und Passanten, Glücksuchern und Träumern.

Dort ist Liliom Karusselausrufer und der Star des Platzes, doch als er das Dienstmädchen Julie um die Taille nimmt wie so viele andere vor ihr, beginnt etwas, das beider Leben von Grund auf verändert. Liliom und Julie zahlen einen Preis füreinander, den Verlust von Arbeit, Geld, bescheidener Sicherheit. Das Zusammenleben zwischen armseligen Bretterwänden mag ihnen nicht gelingen: Für einen bürgerlichen Beruf ist Liliom nicht gemacht, das Schlagen fällt ihm leichter als das Lieben, der Kleinkriminelle Ficsur scheint ihm näher als Julie. Als er erfährt, dass er Vater wird, lässt er sich auf einen Raubüberfall ein, der zwischen Zuggleisen misslingt und Liliom in den Selbstmord flüchten lässt. Doch Ruhe findet er nicht: Im Himmel wird er zu 16 Jahren Fegefeuer verurteilt, danach wird ihm eine zweite Chance auf Erden gewährt, etwas Schönes soll er sich für Frau und Kind ausdenken. Sein Geschenk ist ein Stern, den er vom Himmel stiehlt. Doch Frau und Tochter erkennen ihn nicht; der Tochter bleibt er fremd wie das Geschenk, das er für sie fand. Auch sie schlägt er, überfordert wie vor 16 Jahren. Damit hat er seine letzte Chance vertan – Liliom bleibt unerlöst.

 

Molnár lässt Liliom nie ankommen, lässt ihn am Rande der Welt ruhelos entlanglaufen, bis er auch von diesem fällt in einen Himmel, der keiner ist. Grob und sanft, bitter und heiter, zerrissen und gefangen ist dieser Kerl, mit dem Molnár den Boulevard mit dem Sozialdrama verbindet, das Proletariat mit dem Salon, den Kitsch mit dem Schmutz. Geschrieben wurde das berühmteste Stück Budapests natürlich an einem Unort: in „Sibirien“ – einem Erker des Café New York, direkt neben einer Militärkapelle, wo Molnár täglich zwischen Budapester Bohème und leichten Mädchen, die aus dem zaristischen Russland heimgekehrt waren, saß, im Blick seine zerrissene Zeit.

 

Deutsch von Alfred Polgar

 

Beatrix Doderer, Katharina Hauter, Anne Schäfer, Peter Albers, Michael von Au, Dennis Herrmann, Dirk Ossig und Sophie Köster, Martin Laue

 

Regie Florian Boesch

Bühne Dorothee Curio

Kostüme Dorothee Curio

Musik Martin Schütz

 

Samstag 13. März 2010, 20:00 Uhr

Montag 15. März 2010, 20:00 Uhr

Freitag 26. März 2010, 20:00 Uhr

Samstag 03. April 2010, 20:00 Uhr

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑