Wolfgang Amadeus Mozart muss die Menschen geliebt haben mit all ihren Stärken und Schwächen. Mit außerordentlichem psychologischem Gespür hat er seine Opernfiguren gezeichnet und ihre Gefühle in den Mittelpunkt gerückt. Ganz besonders gilt dies für „Le nozze di Figaro“: Wer hätte anrührender die tiefe Melancholie der Gräfin komponieren können, die mitansehen muss, wie der einst so heftig in sie verliebte Gatte nach Abenteuern mit jüngeren Damen giert? Wer hätte des Grafen gedankenlose Lebensart, wer Figaros bodenständige Freude und Empörung, wer Susannas Temperament und wer schließlich Cherubinos verwirrtes Herzklopfen plastischer in Töne setzen können als Mozart?!
Weil all diese Gefühle heute die Menschen nicht weniger bewegen als zu Mozarts Zeiten, kommt uns dieses Werk auch heute noch so nahe. Und dies, obwohl die Umstände, durch die all diese Gefühle entflammt werden, nicht gerade heutig sind, sondern ausgesprochen zeitgebunden. Beaumarchais‘ zugrunde liegendes Lustspiel war zu jener Zeit ein hochaktueller Angriff auf die Aristokratie und implizierte den Aufruf zur Revolution:
Inwieweit die politische Dimension auch noch Mozarts und da Pontes Werk innewohnt, ist ausgiebig diskutiert worden. Unstrittig jedoch ist, dass Mozart in „Le nozze di Figaro“ in genialer Weise Universelles geschaffen hat.
Der schwedische Regisseur Tobias Theorell, der zum ersten Mal am Staatstheater Kassel inszeniert, studierte Regie und Schauspiel an der Theaterakademie Malmö. Zu seinen bisherigen Regiearbeiten zählen u.a. „Ein Maskenbvall“ und „Stiffelio“ an der Königlichen Oper Stockholm, „Peter Grimes“ an der Norrland Opera und Madama Butterfly an der Oper Hedland. 2012 wurde er für seine Inszenierung von „Der Freischütz“ in Coburg in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert.
Der österreichische Bühnen- und Kostümbildner Herbert Murauer studierte Bühnenbild an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Salzburg. Nach Engagements u. a. am Staatstheater Stuttgart ist er inzwischen freischaffend tätig und arbeitet regelmäßig mit Christof Loy zusammen. Zu den gemeinsamen Produktionen zählen u.a. „Lucia di Lammermoor“ und „Don Carlo“ an der Deutschen Oper am Rhein, „Der Rosenkavalier“ am Théâtre de la Monnaie in Brüssel sowie „Ariadne auf Naxos“ am Royal Opera House Covent Garden in London. Weitere Tätigkeiten führten ihn an die Bayerische Staatsoper, die Münchner Kammerspiele und die Opernhäuser von Graz und Rouen.
Opera buffa in vier Akten
Text: Lorenzo da Ponte
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Patrik Ringborg,
Inszenierung: Tobias Theorell,
Bühne und Kostüme: Herbert Murauer,
Dramaturgie: Jürgen Otten
Mit Hansung Yoo / Sebastian Noack (Graf Almaviva), Elizabeth Bailey / Celine Byrne (Gräfin Almaviva), Hee Saup Yoon / Marc-Olivier Oetterli (Figaro), Lin Lin Fan / Ani Yorentz (Susanna), Marta Herman (Cherubino), Inna Kalinina (Marzellina), Yorck Felix Speer (Bartolo), Bassem Alkhouri (Basilio / Don Curzio), Johannes An (Don Curzio / Basilio), Dieter Hönig / Abraham Singer (Antonio), Natalia Perelló (Barbarina)
Nächste Vorstellungen: 1., 6. und 12. Oktober (19 Uhr), 16. Oktober (16 Uhr)