Glück, was ist das? Ein mehr oder weniger kurzer Zustand vollkommener Zufriedenheit und Wunschlosigkeit, ein erhebendes Gefühl, das man zu erhaschen und festzuhalten sucht. In "The Happy Living Trilogy" scheinen Stephanie Thierschs Protagonisten jedoch meilenweit vom Glück entfernt.
In dem Solo "White Landing", dem ersten Teil der Trilogie, versucht die Tänzerin I-Fen Lin sich schmerzhaft und wehmütig zugleich aus dem Gefängnis der Kindheitserinnerungen zu befreien.
In "Nature Morte" agieren die Tänzer Viviana Escalé und Valenti Rocamora i Torà vor Bildern einer von der Zivilisation zerstörten Natur. Die immerwährende Geräuschkulisse der Autostraße macht die Unwirtlichkeit nur noch deutlicher. Wie soll man da angesichts solcher grausamen Banalität das Glück finden?
Im abschließenden Trio "Near MISS" für die Tänzerinnen Viviana Escalé, Mu-Yi Kuo und Marcela Ruiz Quintero liegt das Glück irgendwo im Nebel. Alle fünf Tänzer scheinen auf der Suche nach dem Glück in der Tristesse stecken geblieben zu sein. Glücklich leben sie jedenfalls nicht. Ist der Titel etwa ironisch gemeint? Die Suche nach dem Glück im alltäglichen Leben eine Art gemeinschaftliche Zwangsvorstellung?
Etwas langatmig führt Stephanie Thiersch ihre drei Möglichkeiten der gescheiterten Glückssuche vor und erntete dafür nur verhaltenen Beifall.
Konzept, Regie, Bühne: Stephanie Thiersch
Choreografie: Stephanie Thiersch und Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola in Zusammenarbeit mit den Tänzern; Tanz: I-Fen Lin (Solo), Viviana Escalé, Valenti Rocamora i Torà (Duo), Viviana Escalé, Mu-Yi Kuo, Marcela Ruiz Quintero (Trio)
Video, Bühne, Fotografie: Martin Rottenkolber; Sound, Gitarre: Joseph Suchy; Kostüme: Sabine Schneider; Soundmix (Trio): Lyoudmila Milanova; Technische Leitung, Licht: Niko Moddenborg; Grafik: Jörg Waschat (nondesign)
März 2012