„Es war, als sollte die Scham ihn überleben“ – so endet Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ mit einem Satz über den Helden Josef K., der eine neue Tür zum Verständnis von Kafkas Werk aufstößt, bezieht man ihn auf den Autor selbst. Dessen Ruhm als einer der Größten der deutschsprachigen Literatur der Moderne macht es heute beinahe unmöglich, irgendeinen Grund für Scham in seinen Texten zu entdecken. Ist die häufige Rede von Scham und Schuld bei Kafka also nur ironisches Spiel? Verdeckt sie womöglich eine Art Hochmut, den Kafka empfunden haben mag angesichts der eigenen literarischen Produktion? – Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ berichtet von einer brutalen, so perfiden wie absurden Hinrichtungsmethode.
Und der unvollendete Text „Der Bau“ lädt zur Identifikation mit einem Ich ein, das offenbar als Tier in einem labyrinthischen Gangsystem unter der Erde lebt und aus Angst vor der Begegnung mit anderen zunehmend einem einsamen Wahn verfällt. Die mit Text-Ausschnitten aus diesen Werken Kafkas auf der Bühne im „Opus“ im Theater Hagen zusammengebrachte Kammermusik stammt zum Teil aus Kafkas Lebenszeit, so etwa von Anton Webern und Arnold Schönberg, reicht aber hinein bis in die Gegenwart, indem zwei Lieder und das Saxophon-Quartett der britischen Komponistin Charlotte Bray erklingen – und wie eine zeitliche Brücke dazwischen ist das berühmte Schlagzeug-Solo-Stück „Zyklus“ von Karlheinz Stockhausen zu erleben.
Musikalische Leitung, Klavier: Taepyeong Kwak
Konzept, Inszenierung: Francis Hüsers
Bühne und Kostüme: Alfred Peter
Licht: Martin Gehrke, Lukas Ludwig
Mit: Simon Gierlich (K. / Reisender), Urban Luig (X. / Offizier / Ich 2), Pascal Merighi (Willem / Verurteilter / Ich 3), Elizabeth Pilon (Frl. Bürstner / Leni) und Shotaro Kageyama (Violine / Ich 1), Ramón Gardella (Schlagzeug), Klaus Korte (Sopransaxophon), Werner Hußendörfer (Altsaxophon), Andreas Laux (Tenorsaxophon), Melanie Werner (Baritonsaxophon), Dietmar Wehr (Kontrabass).
Weitere Vorstellungen in 2024: 21.9. (19.30 Uhr), 22.9.2024 (18.00 Uhr)
Einführung jeweils 25 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Gefördert im Projekt Schauspiel trifft Kammermusik trifft Schauspiel der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung
Reservierungen und Karten an der Theaterkasse (dienstags bis freitags von 10.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 10.00 bis 15.00 Uhr sowie eine Stunde vor Vorstellungsbeginn), per Telefon (02331 / 207-3218), per E-Mail (theaterkasse@stadt-hagen.de) oder online über die Webseite (www.theaterhagen.de).