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"Jenufa" von Leoš Janácek in der Staatsoper Stuttgart

Premiere Sonntag, den 14. Januar 2007, 18 Uhr im Opernhaus.

Oper in drei Akten, Libretto vom Komponisten nach dem Drama

„Její pastorkyna“ (Ihre Stieftochter) von Grabriela Preissovà,

David Alden führt die Produktion „Jenufa“ von Leoš Janácek an der Staatsoper Stuttgart nicht zu Ende. Aus dispositionellen Gründen haben sich der amerikanische Regisseur und die Staatsoper Stuttgart einvernehmlich getrennt. Für Alden springt kurzfristig der katalanische Regisseur Calixto Bieito ein, der die Inszenierung gemeinsam mit dem Dramaturgen Xavier Zuber herausbringen wird. Premiere ist weiterhin am 14. Januar.

Calixto Bieito und Xavier Zuber, seit dieser Spielzeit Leitender Dramaturg an der Staatsoper Stuttgart, arbeiten seit mehreren Jahren zusammen; es entstanden zahlreiche Opern- und Schauspielproduktionen, zuletzt Alban Bergs „Wozzeck“ in Hannover und „Peer Gynt“ beim Bergen Festival. An der Staatsoper Stuttgart wird Bieito außerdem diese Saison die Neuproduktion von Puccinis „La Fanciulla del West“ übernehmen.

Die musikalische Leitung des Werkes in Originalsprache liegt in den Händen von Marc Piollet. Der Generalmusikdirektor der Hessischen Staatstheater Wiesbaden dirigierte in Stuttgart bereits Ende der 90er Jahre u.a. „Così  fan tutte“.

Leoš Janáčeks zweite Oper von 1904 ist eine Milieustudie mährischen Landlebens, wobei Bühne und Kostüme nach Gideon Davey, szenisch keine folkloristische Entsprechung suchen, sondern eine abstrakte Industriestruktur zeigen.

Für das Team Bieito-Zuber hat Janáčeks Beschreibung einer Dorfgemeinschaft, ihrer Regeln und Tabus auch heute nichts in seiner Gültigkeit verloren, in ihrer Interpretation untersuchen sie die Ursachen von Unterdrückung und Manipulation im Privaten: „Für mich ist das wie in einer spießigen Kleinstadt, wo die Idylle nur scheinbar besteht, weil die Gemeinschaft alles Individuelle den engen moralischen Gesetzen des Kollektivs unterwirft“, so Xavier Zuber.

Die Thematik der Unterdrückung fasst Zuber aber auch geschlechterspezifisch: „Die Männer haben alle etwas Zerstörerisches, was sie an den noch Schwächeren, den Frauen auslassen.“ Gleichzeitig sieht er aber auch wie diese Konstellation durch die titelgebende Figur, in Stuttgart gesungen vom Ensemblemitglied Eva-Maria Westbroek, gebrochen wird: „Jenůfa ist die Geschichte eines Martyriums. Sie ist nicht nur Opfer, sondern verwandelt sich im Laufe der Oper in etwas Heiliges und verkörpert schließlich ein Bild tiefster Humanität.“

 
Musikalische Leitung                       Marc Piollet
Regie                                                 Calixto Bieito und Xavier Zuber
Bühne und Kostüm               nach Gideon Davey
Licht                                                  Reinhard Traub 
Chor                                                   Johannes Knecht
Dramaturgie                          Xavier Zuber

 

Besetzung

Jenůfa                                    Eva-Maria Westbroek

Die alte Buryjovká                           Renate Behle

Küsterin                                            Leandra Overmann

Števa Buryia                         Thomas Ruud / Raymond Very

Laca Klemen                         Frank van Aken

Altgesell                                            Mark Munkittrick

Der Dorfrichter                                 Wolfgang Probst

Karolka                                             Michaela Schneider

Barena                                               Tajana Raj 

Jano                                                  Yuko Kakuta 

Schäferin                                           Tina Hörhold

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