Keiner, der mit ihm oder gar für ihn sterben will: Nicht sein Guter Gesell, nicht seine beiden Vettern, auch nicht seine geliebte Buhlschaft und nicht einmal sein schnöder Mammon. Da erst begreift er, dass er nicht mehr Herr seines Geldes, sondern längst dessen Knecht geworden ist. Allein in Begleitung seiner schwachen Werke und seines scheuen Glaubens stellt sich Jedermann schließlich der Gier des Teufels wie der Gnade Gottes.
Hugo von Hofmannsthal wurde 1903 auf den uralten und vielfach bearbeiteten Stoff aufmerksam und 'erneuerte' das mittelalterliche Mysterienspiel nach Vorlagen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, deren Quellen aber bereits auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Mit seinem zeitlosen, stark autobiographischen „Jedermann“ schuf er eine von religiösen Konfessionen unabhängige Interpretation, die von der Uraufführung durch Max Reinhardt 1911 wie als Eröffnungsritual der Salzburger Festspiele seit ihrer Gründung 1920 (übrigens durch Hofmannsthal selbst) bis in unsere Tage hinein zu den meistgespielten Bühnenklassikern gehört.
Zum 80. Todestag Hofmannsthals verlegt Peter Dehler (Jesus Christ Superstar, 2006/2007) „Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ nun ins geweihte Innere der barocken Schweriner Schelfkirche. Im Mittelpunkt steht Jochen Fahr als Jedermann, verführt von Kathrin Huke in der Doppelrolle von Buhlschaft und Teufel, dem Tode verfallen in der Person Hagen Ritschels und gerichtet von Horst Rehberg in der Figur Gottes. Gewandet in historische Kostüme von Susanne Goder nutzt das insgesamt 18-köpfige Ensemble außerdem auch die besondere Akustik des Altarraums: Mit John R. Carlsons aufregender Komposition aus mittelalterlichen Klängen und Gospel-Sounds.
Inszenierung: Peter Dehler
Bühne und Kostüme: Susanne Goder
Mit: Brit Claudia Dehler (Werke), Ulrike Hanitzsch (Glaube), Samira Hempel (Magd) Anna Jamborsky (Magd), Katrin Huke (Buhlschaft/Teufel), Jana Kühn (Glaube), Brigitte Peters (Jedermanns Mutter), Bettina Schneider (Werke), Lucie Teisingerova (Schuldknechts Weib), Anja Werner (Glaube); Rüdiger Daas (Dünner Vetter), Jochen Fahr (Jedermann), David Lukowczyk (Dicker Vetter), This Maag (Mammon), Horst Rehberg (Gott/Armer Nachbar), Gottfried Richter (Schuldknecht), Hagen Ritschel (Tod), Johann Zürner (Guter Gesell)
Weitere Vorstellungen: 6. Juni um 19.30 Uhr, 7.Juni um 18 Uhr, 11. bis 13.Juni um 19.30 Uhr, 14. Juni um 18 Uhr, 18. und 19. Juni um 19.30 Uhr und zum letzten Mal 20. Juni um 19.30 Uhr
Kartentelefon: 0385 / 5300 – 123; kasse@theater-schwerin.de