
In der temporeichen Regie von Florian Huber und dem weiträumigen Bühnenbild von Sabrina Heitzer (Kostüme: Clara-Louisa Künne) entwickelt sich die Handlung wie von selbst. Die Protagonisten werden stark geplagt von der Sorge, wieder arm zu werden und klammern sich krampfhaft am Kronleuchter fest. Man will nicht ohne Sicherheitsnetz in den Abgrund rutschen. Da wird dann bald zum gemeinsamen Handeln aufgerufen, dieses "Hängen-Bleiben" wird plötzlich nicht mehr akzeptiert. Die drei überaus wandlungsfähigen Schauspieler Therese Dörr, Noah Ahmad Baraa Meskina und Trixi Strobel spielen rasant um die Wette, beschwören immer wieder Sprechblasen und spielen virtuos mit ihrer unbändigen Stimmgewalt. Manchmal reiben sie sich den Angstschweiß von der Stirn oder bitten um Aufenthaltsgenehmigung.
Das Ganze besitzt natürlich auch Humor. Da wird beispielsweise von der prekären Arbeit einer Mutter berichtet, die den Grundstein für den eigenen sozialen Aufstieg legte. Armut, Isolation und Ohnmacht sind dabei ebenfalls Themen, die stark unter die Haut gehen. Es kommt zu grotesken Szenen im Aquarium. Der Wunsch nach Halt und nach Verständnis untereinander lässt sich hier nicht bremsen. Und die drei Schauspieler agieren mit viel Spielwitz und Humor. Da werden nicht nur die Saisonarbeiterinnen des Deutschen Kaiserreichs erwähnt, sondern man singt auch eine Hymne auf den Spargel.
Arbeit, Armut, Isolation und Ohnmacht sind Dinge, die dabei eine geheime Verbindung eingehen. Da hilft der "Marshallplan" nicht unbedingt weiter, an den im Stück auch erinnert wird. Im Nebel zerfließen Körper, die Darsteller können sich plötzlich nicht mehr aufrecht halten. Dann leuchtet grünes Flimmern, es quillt eine weiße Flüssigkeit aus dem ebenfalls weißen Kanister. Assoziative Bildwelten vermischen sich mit historischer Recherche und politischem Diskus. Es ist dabei allerdings nicht immer einfach, dem Handlungsfaden zu folgen. Das Stück offenbart zwar Schwächen, bringt jedoch wichtige Dinge zum Vorschein. Das Publikum wird zuletzt ganz offensichtlich zum Adressaten eines unmissverständlichen Appells: "Are you ready to jump?" Man hofft auf den gemeinsamen Höhenflug, auf einen Ausbruch aus der bisherigen Situation, die auch von Armut geprägt war. Die Frage bleibt: Wo finden sich Kraft und Solidarität?
"Bravo"-Rufe und starker Schlussapplaus.