Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
FILIGRANER ZAUBER -- Neue CD: Antonio Vivaldi - Fagottkonzerte Vol.2 bei Berlin ClassicsFILIGRANER ZAUBER -- Neue CD: Antonio Vivaldi - Fagottkonzerte Vol.2 bei...FILIGRANER ZAUBER --...

FILIGRANER ZAUBER -- Neue CD: Antonio Vivaldi - Fagottkonzerte Vol.2 bei Berlin Classics

März 2025

Das ganzee Leben der Französin und Fagottistin Sophie Dervaux ist von Musik geprägt. Nun ist das zweite von sechs Alben mit Fagott-Konzerten von Antonio Vivaldi erschienen. Energie und geistige Inspiration stechen auch bei dieser Aufnahme deutlich hervor. Trotz Igor Strawinskys abfälliger Bemerkung über Vivaldi zollen andere Komponisten dem venezianischen Meister großen Respekt. Immerhin hat Vivaldi 39 Fagottkonzerte hinterlassen. Er war dabei ein Pionier dieses Soloinstruments.

 

Copyright: Marco Borggreve

Die vorliegende Aufnahme beinhaltet sieben seiner Fagott-Konzerte - nämlich RV 488, 502, 500, 493, 477, 485 und 498. Sophie Dervaux hat früh Vivaldis Konzerte gespielt und bewundert seine Art, für das Fagott zu komponieren. Sie habe schon im Alter von 14 Jahren Konzerte von Vivaldi musiziert und später dann den ARD-Musikwettbewerb mit dem hinreissenden G-Dur-Konzert gewonnen. Dieses Projekt der Vivaldi-Gesamtaufnahme wurde in Zusammenarbeit mit dem Ensemble La Folia umgesetzt. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 bereichert dieses Ensemble die internationale Musikszene. Das Allegro non molto wird beim F-Dur-Konzert RV 488 ungemein erfrischend und ungestüm gespielt. Das Fagott imponiert mit weitgespannten, kreisenden Oktav- und Septimsprüngen. Im Largo bestechen die melancholischen Phrasen, die Sophie Dervaux ebenfalls minuziös auskostet. Virtuose Läufe und Verzierungen ergänzen den filigranen melodischen Fluss.

Im B-Dur-Konzert RV 502 faszinieren die weiten Sprünge, die die Fagottistin hier souverän betont. Die Passagen mit schnellen Triolen schaffen reizvolle Kontraste. Präzis gestaltete Al-fresco-Wirkungen, edel-einfache Tonsprache und vollendete formale Ausgeglichenheit ergänzen sich gegenseitig. Die Dynamik des Gesamtablaufs ergibt sich immer wie von selbst. Die Ähnlichkeiten des Konzerts  in a-Moll RV 500 mit dem Oboenkonzert offenbaren einen erstaunlichen Klangfarbenreichtum, der bei dieser Aufnahme ebenfalls in bemerkenswerter Weise hervorsticht. Die Tonart C-Dur beim zweiten und dritten Satz schafft nuancenreiche Verbindungslinien.

Der zweite Satz des G-Dur-Konzerts RV 493 hat es Sophie Dervaux besonders angetan. Die Fagottstimme schwebt hier geradezu sphärenhaft  über dem Orchesterbett voller harmonischer Vielschichtigkeit und Eleganz. Die spieltechnische Virtuosität des C-Dur-Konzerts RV 477 arbeitet Sophie Dervaux brillant heraus. Verschiedene Techniken kommen hier alle in überwältigender Weise zu ihrem Recht. Und auch der energische Charakter des a-Moll-Konzerts RV 498 kann sich bei dieser sensibel-ausdrucksstarken Aufnahme gut behaupten. Die fließenden Linien und rhythmisch komplexen Phrasen sprudeln immer wieder in erstaunlicher Weise hervor. Das kreisende Ritornell beim F-Dur-Konzert RV 485 fasziniert schließlich mit aufsteigenden Läufen der Violinen, die vom Fagott rasant aufgegriffen werden. Der Triller-Zauber des zweiten Satzes prägt sich hier tief und prägend ein. Die Verbindung von konzertanter Freiheit und strenger Satz- und Formkunst erinnert an Corelli. Der Klang und die Emotionen,  die diese Musik hervorrufen, stehen für Sophie Dervaux bei dieser bemerkenswerten Einspielung immer im Zentrum.      
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Der Sieg der Muse -- "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach in der Deutschen Oper am Rhein

Wer war E.T. A. Hoffmann? Ein Dichter von Erzählungen und Schauermärchen, ein Komponist, ein Dirigent, ein Karikaturist, aber auch ein Jurist. Und diese vielfältigen Talente spiegeln sich teilweise im…

Von: Dagmar Kurtz

VON DER FILMMUSIK INSPIRIERT -- Neue CD mit drei Werken von Miklos Rozsa bei Capriccio

Drei besonders bedeutende sinfonische Werke von Miklos Rozsa stehen im Zentrum dieser neuen CD mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der inspirierenden Leitung von Gregor Bühl,…

Von: ALEXANDER WALTHER

ALLES ENTSCHWEBT IN LICHTEN HÖHEN -- Konzertante Aufführung von Richard Wagners "Parsifal" mit dem Nationaltheater Mannheim im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Gralskönig Amfortas leidet an einer unheilbaren Wunde, die er sich zuzog, als er im Schloss des Zauberers Klingsor den Verführungskünsten Kundrys erlag. Allein ein "reiner Tor, durch Mitleid wissend"…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT TEMPO UND FEUER -- Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle STUTTGART

Bereits zum zweiten Mal hat das Staatsorchester Stuttgart nun schon sein Patenorchester, das Landesjugendorchester Baden-Württemberg, eingeladen. Unter der energischen Leitung des vielversprechenden…

Von: ALEXANDER WALTHER

WUCHT UND GLANZ -- Festkonzert zum 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Brucknerhauses Linz mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta

Seit ihrer Uraufführung im Jahre 1884 ist die siebte Sinfonie in E-Dur von Anton Bruckner bis heute am häufigsten gespielt worden. Die Melodienherrlichkeit strahlte bei der Aufführung mit den Wiener…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑