
"Folka" untersucht, wie eine Gemeinschaft den Zusammenhalt herstellt - wie alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Die Riten werden dabei ganz konsequent in Gemeinschaft mit der Gruppe entwickelt, so der Choreograf Marcos Morau. Im Tanzen fassen die Menschen Mut. Einzelne versuchen in bizarren Verrenkungen aus den Ritualen auszubrechen, was spannend anzusehen ist. So bleibt immer wieder der Trost der Gemeinschaft. Es darf keiner alleine bleiben. Die starren Bewegungen und das Kopfnicken dieser Dorfgemeinschaft wecken Assoziationen an einen Vogelschwarm. Wellen pulsieren durch die Gruppe. Das verdeutlicht auch die Musik von Juan Cristobal Saavedra. Die vertikal aufeinander gestapelten Köpfe sind eine Anspielung auf Bronislawa Nijinskas Arbeit "Les Noces" aus dem Jahre 1923. Das einsam am Boden liegende Opfer erinnert an Strawinskys "Le Sacre du Printemps" ihres Bruders Vaslav Nijinsky. Die Lichtstrahlen des abschließenden Sternenhimmels üben eine große Faszination auf den Zuschauer aus. Es ist eine Szenerie zwischen Schönheit und Schrecken.
Nicht ganz so stark wirkt dann das zweite Stück "An Untold Story" in der Choreografie von Nadav Zelner. Es ist eine Revue in Neongelb mit vielen kleinen Geschichten. Die Hektik grenzt deutlich an eine Parodie. Zu Robert Schumanns "Träumerei" wird ein merkwürdiger Pas de deux getanzt. Die Bühne von Eran Atzmon und die Kostüme von Maor Zabar unterstreichen die lustigen Effekte der ansonsten gespielten Musik im Balkanstil. Fliegen in einem Glas von Limoncello treten stark in den Mittelpunkt. Diese Insekten erinnern an Zirkusclowns, denen ständig Pech widerfährt. Diese Szenen hinterlassen den stärksten Eindruck. Verlangen nach Zuneigung und Zurückweisung sowie Einsamkeit vermischen sich in eigenartiger Weise. Gestreifte Lampen hängen über dem neongelben Boden. Sie sind Moskito-Killer, unter denen massenweise tote Fliegen und Kafka-Käfer auf dem Rücken liegen. Dieser ekstatische Kreis endet mit einer Andeutung von Liebe - diese letzte Szene überzeugt am meisten. Die Tänzer Ionica Minune, Henry Ernst (aka Adrian Sical), Taraf de Haidouks und Taraful Ciuleandra beschwören einen virtuosen Auftritt vom Gesellschaftstanz bis zum Pop und zum Slapstick.
Jubel und viele "Bravo"-Rufe.