Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertolt Brecht im Theater Freiburg"Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertolt Brecht im Theater Freiburg"Die heilige Johanna der...

"Die heilige Johanna der Schlachthöfe" von Bertolt Brecht im Theater Freiburg

Premiere: Freitag 17. und Samstag 18. April 2009, je-weils 19.30 Uhr, Großes Haus – Hinterbühne

 

Bertolt Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ entstand während der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929/30.

 

Nach einer ausführlichen Beschäftigung mit dem „Kapital“ von Karl Marx, zeigt der Autor in der „Hl. Johanna“ auf, wie die Mechanismen des Marktes das Leben und Sterben aller beteiligten Figuren bestimmen. Die Schilderungen der Spekulation und die Konfrontation unterschiedlichster Interessen im Stück sind in weiten Teilen auf die aktuelle Situation der heutigen Märkte übertragbar und beleuchten die momentane Krise mit historischem Blick.

 

Pierpont Mauler, Chicagos Fleischkönig, verkauft seinen Anteil am gemeinsamen Geschäft an seinen Kompagnon Cridle, angeblich aus Überdruss an der Tötung von Tieren, tatsäch-lich aber deshalb, weil seine New Yorker Börsenfreunde ihm in einem Insidertipp zu diesem Schritt geraten haben. Cridle verknüpft mit dem Kauf die Bedingung, dass vorher auch ihr größter Konkurrent Lennox bankrott geht, was auch bald geschieht.

 

Die „Soldaten Gottes“ unter dem Kommando von Johanna Dark, eine Parodie Brechts auf die Heilsarmee, können das durch die Wirtschaftskrise (es ist viel zu viel Fleisch auf dem Markt, für das es keine Käufer gibt) größer werdende Elend der Arbeitslosen nicht mehr mit Suppe, Musik und frommen Worten aufhalten. Daher bittet Johanna Dark ausgerechnet Pierpont Mauler um Hilfe für die Armen und bemüht sich, die Seele dieses Fleischmoguls zu erwecken – im festen Glauben an das Gute in jedem Menschen, auch in diesem Ausbeuter, der mit seinem Börsenmanöver Millionen verdienen will.

 

Die Figur der heiligen Johanna zeigt viele Paralle-len zu der historisch-mystischen Figur Jeanne d'Arc. Auch finden sich im Text zahlreiche Anspielungen auf die Bear-beitungen des Jeanne-d´Arc-Stoffes von Friedrich Schiller („Die Jungfrau von Orleans“) und George Bernard Shaw („Die Heilige Johanna“). Brechts Johanna begreift zu spät, dass Maulers erneute Monopolstellung, diesmal als Eigentümer der Rinder, die Not durch den Verdrängungswettbewerb gegen dessen Konkurrenten und den Ruin des Systems, den er ver-ursacht, sehr schnell wieder vergrößern wird. Nun bietet sie den Arbeitern ihre volle Unterstützung an. Doch als zum Generalstreik aufgerufen wird, verrät Johanna ihre Verbündeten, da sie den irreführenden Meldungen der Medien glaubt und noch Skrupel gegenüber der Gewalt hat, zu der in einem Schreiben, das sie weiterleiten soll, aufgefordert wird.

 

Regie Christoph Frick

Bühne Simeon Meier

Kostüme Birgit Holzwarth

Musik Malte Preuß

Dramaturgie Carolin Hochleichter

 

Johanna Dark Charlotte Müller

Pierpont Mauler Johanna Eiworth

Sullivan Slift Ben Daniel Jöhnk

Cridle Martin Weigel

Graham Albert Friedl

Paulus Snyder André Benndorff

Gloomb Jens Bohnsack

Frau Luckerniddle Uta Krause

Die Viehzüchter Ullo von Peinen, Frank Albrecht

Soldaten Gottes Malte Preuss, Falko Gottsberg-Jakobs

 

Weitere Vorstellungen im Großen Haus-Hinterbühne

 

Sa 25.04. 19.30 Uhr Mi 13.05. 19.30 Uhr

Sa 02.05. 19.30 Uhr Sa 16.05 19.30 Uhr

Fr 08.05. 19.30 Uhr Do 21.05. 19.30 Uhr

So 10.05. 19.30 Uhr Sa 23.05. 19.30 Uhr

Di 12.05. 19.30 Uhr Do 28.05. 19.30 Uhr

 

Weitere Vorstellungen bis Ende Juli 2009 sind in Planung.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑