Getrieben von dem Gedanken, zurückzubekommen, was rechtmäßig seins ist, reist Carmichael 27 Jahre durch „dieses traurige und verrottende Land“ Amerika. Als er sich schon am Ende seiner Reise wähnt, wird er von zwei Möchtegern-Ganoven in einem Hotel erneut übers Ohr gehauen. Aber Carmichael lässt nicht locker. Mit der Unterstützung des todesmutigen Hotelrezeptionisten kämpft er ein letztes Gefecht gegen die Ungerechtigkeit.
Die Handlung von Martin McDonaghs jüngstem Stück klingt nicht nur wie das Klischee eines Hollywood-B-Movies, das Stück spielt auch exzessiv mit Western- und Horrorklischees. „Ich habe das Gefühl, dass ich das mal im Fernsehen gesehen hab“, sagt der Kleinkriminelle Toby in der Mitte des Stücks. Warum aber, klappt dann nie etwas so wie bei den Stars? Tatsächlich ist die Tragik von McDonaghs Figuren, dass sie immer scheitern müssen, weil sie sich mit dem Realität nicht abfinden können. Man erzählt um sein Leben, und mit jeder Geschichte wird man doch nur unglaubwürdiger. Eine Enthandung in Spokane handelt von der Sehnsucht, dem eigenen, kleinen Leben einen Sinn zu geben, und von der Verzweiflung darüber, dass es leider nie so abläuft wie im Film.
Martin McDonagh, geboren 1970 in London, ist ein britischer Dramatiker und Filmregisseur mit irischen Wurzeln. Seine düster ironischen Stücke über irische Sonderlinge (The Leenane Trilogy und The Aran Islands Trilogy) machten ihn als Autor bekannt und werden weltweit inszeniert. Für seinen Kurzfilm Six Shooter erhielt McDonagh 2006 einen Oscar in der Kategorie „Best Short Film“. 2008 inszenierte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, Brügge sehen … und sterben?, der für einen Oscar nominiert wurde und zum Kultfilm avancierte. Eine Enthandung in Spokane ist McDonaghs erstes Theaterstück, das in Amerika spielt und wurde 2010 am Broadway in New York uraufgeführt.
Die Premiere im Nationaltheater Mannheim ist die zweite in einer Reihe von fünf deutschsprachigen Erstaufführungen amerikanischer und britischer Autoren in der Spielzeit 2011/2012 unter dem Motto: Die Achse der Guten - neues amerikanisches und britisches Drama.
Cilli Drexel inszeniert das Stück als Mischung aus überdrehtem Jahrmarktgrusel und beißender Satire mit Ralf Dittrich als reise- und lebensmüden Rächer Carmichael sowie mit Michaela Klamminger, Martin Aselmann und Peter Pearce.
Inszenierung Cilli Drexel - Bühne Rebekka Zimlich - Dramaturgie Jan-Philipp Possmann – Video: Regina Hess
mit Michaela Klamminger, Martin Aselmann, Ralf Dittrich, Peter Pearce