Infant Karlos will die Frau des Vaters (die war zuvor die Seine). Freund Posa will eine Welt ohne Machtmissbrauch. König Philipp, in katholisch-totalitärer Majestätsglorie vereinsamt, will »einen Menschen«. Den sieht er im Marquis Posa. Der absolutistischen Überwachung ist die tiefe Freundschaft zwischen Karlos und Posa entgangen. Was ein Glück ist, denn sonst müssten wir auf eine Begegnung zwischen Machthaber und »Ketzer« verzichten, in der so manche Mauer fällt...
Dann wäre da noch »die Sache mit der Eboli«: Missverständnis, Eifersucht, Rache, Intrige. Bekanntlich geht es nicht gut aus. Aber der Marquis hatte schon erklärt, dass die Zeit für einen wie ihn nicht reif sei… Zwei Jahre nach der Uraufführung des DON KARLOS im Jahre 1787 gab es (nebenan in Frankreich) ein bekanntes geschichtliches Event, Revolution genannt. Das war ein Einschnitt, aber offenbar kein Durchbruch.
Was uns zu der Frage bringt: Wie halten wir (welches der vielbeschworenen WIRs auch immer) es mit Schillers Idealen? Gefällt uns sicherheitshalber, was in unsrer Welt geschieht? Woran glauben wir? Wie steht es um unser MENSCHENBILD? Haben wir es am Ende geschreddert unter dem Verdikt von »der Mensch ist an allem schuld«? Was bedeutet FREIHEIT in einer Zeit missbrauchter und sinnentleerter Begriffe? Schlägt unsereins seitens der heute Mächtigen mehr RESPEKT entgegen als in früheren Jahrhunderten (rhetorisch)? Und wie viel LIEBE bringen wir selbst für uns und unsere NÄCHSTEN auf?
UND WARUM SIND WIR NICHT ENDLICH REIF, NICHT MEHR ZU SCHLUCKEN, WAS MAN UNS ANRICHTET?
Zusatzfragen: Was macht die närrische Figur in Schillers »dramatischem Gedicht«? Und was hat das wundersame Weibswesen in diesem Raum verloren? Wiedermal typisch VIEL LÄRM UM NICHTS?
Fassung Margrit Carls
Regie Andreas Seyferth
Assistenz Andreas Klindt
Raum Michele Lorenzini
Kostüme Johannes Schrödl
Maske Tine Hagemann
Lichtdesign Jo Hübner
Ton Kai Taschner
Technische Einrichtung Max Reitmayer
Abendtechnik Andreas Klindt
mit
Danielle Green als Karlos
Judith Bopp als Marquis Posa
Margrit Carls als Philipp II
sowie Urte Gudian
und Denis Fink
Bis 17. Mai
jeweils DO, FR, SA | 20 Uhr
nicht am 28., 29., 30. März + 20. April