Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz – so soll dem berühmten Märchen zufolge die Prinzessin aussehen, die »die Schönste im ganzen Land« ist. Wenn Marianne Iser die Bühne betritt – mit schneeweißem Oberkörper, blutrot geschminkten Lippen und der aufwändigen schwarzen Haarpracht –, dann ist schnell klar: Hier steht die Lauteste im ganzen Land! Mit einer Stimme, die phänomenal wandelbar und ausdrucksstark ist, stellt die Sängerin des Duos »Schneewittchen« so ziemlich alles in den Schatten, was man zu hören gewohnt ist. In einem Moment lockt sie mit Tönen aus samtweicher Tiefe, im nächsten erreicht sie scheinbar mühelos die Glasbruchkante. Den Raum, den diese große Stimme zu ihrer Entfaltung braucht, schafft Thomas Duda mit seinen Kompositionen. Wenn auch jeder »Schneewittchen«-Song ein Gemeinschaftsprodukt ist, so zeichnet er doch für den Großteil der Musik verantwortlich.
Auch der neue Direktor des ballett magdeburg, Gonzalo Galguera, war tief beeindruckt, als er »Schneewittchen« vor zwei Jahren kennen lernte. Durch einen Bekannten auf die Musik aufmerksam gemacht, besuchte der Choreograf schließlich ein Konzert und fand alle seine Erwartungen übertroffen. Schnell war ihm klar, dass hier zwei Künstler eine ganz originelle und eigenwillige Ausdrucksform geschaffen hatten – auf den ersten Blick skurril und schräg, dabei aber mit hohem ästhetischen Anspruch und tiefgründiger Poesie.
Mag die Musik »Schneewittchens« für Ballettpodien sicherlich ungewöhnlich sein, birgt sie doch, so Galguera, großes Potential für den Dialog mit dem Tanz. Marianne Iser und Tomas Duda waren von der Idee einer Zusammenarbeit gleich begeistert, und so tauschte man sich immer wieder aus über die Möglichkeiten, die beiden so unterschiedlichen Welten zusammenzuführen. Mit »Keine Schmerzen!« erlebt man nun die Uraufführung einer Choreografie, die Gonzalo Galguera mit dem ballett magdeburg zu Musik von »Schneewittchen« entwickelt hat – Musik, die zum Teil Titel von den Alben »Schneewittchen« und »Keine Schmerzen!« enthält, aber auch eigens für diesen Abend komponiert wurde. In diesem außergewöhnlichen Projekt trifft die Tanzsprache der Magdeburger Company auf die »Schneewittchen«-Musik, ohne dass eine Kunstform der anderen untergeordnet wird. Der Leitgedanke, Grenzen und Gegensätze nicht zu verwischen, sondern bewusst zu machen und zu zelebrieren, bestimmt auch die szenische Grundsituation.
Live-Musik Marianne Iser, Thomas Duda Choreografie / Inszenierung Gonzalo Galguera Bühne Iris Kraft Kostüme Frank Lichtenberg Es tanzen Emma Harrington, Tatiana Irurzun del Castillo, Inga Jasawin, Juliane Krüger, Celia Millán, Yolanda Peña Nogales, Ami Takazakura, Colombe Vanabelle, Veronika Zemlyakova, Tommaso Balbo, Michael Blaszyk, Maximilian Diedrich, Nikolaj Eitel, José García Ceballos, Ferdinand Helmut Geier, Dario Lesnik, Edwyn Roig García, Kirill Sofronow Spielort opernhaus
Weitere Vorstellungen 2007 27. 01. | 2. 02. | 16. 02. | 7. 03. | 30. 03. | 29. 04. | 9. 05.