Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Am Königsweg / Endsieg" von Elfriede Jelinek im Theater Bonn"Am Königsweg / Endsieg" von Elfriede Jelinek im Theater Bonn"Am Königsweg / Endsieg"...

"Am Königsweg / Endsieg" von Elfriede Jelinek im Theater Bonn

Premiere Freitag, 24. Januar 2025 | 19:30 Uhr | Schauspielhaus

Als Donald Trump 2016 zum ersten Mal zum Präsidenten der USA gewählt wurde, begann Elfriede Jelinek AM KÖNIGSWEG zu schreiben. Im November 2024, zwei Wochen nach Trumps erneutem Sieg veröffentlichte sie ihr Nachspiel zu diesem Königsweg: ENDSIEG.

Copyright: Matthias Jung

»Nach dem Königsweg ist vor dem Königsweg ist der Königsweg« oder auch: Er ist wieder da. Einmal mehr haben sich die Menschen für die Aushöhlung der Demokratie entschieden. Die Gesellschaft in den USA ist massiv gespalten und mit Blick auf die Bundestagswahl wird Trumps Sieg auch den menschenfeindlichen und autoritären Kräften der Neuen Rechten in Europa Aufwind geben. Gleichzeitig wird an Kultur und Sozialem gespart, selbst die demokratischen Kräfte lassen Stil und Inhalt vermissen und scheinen ohnmächtig. Sie reagieren, während andere jubilieren. Beobachten wir gerade das Endspiel der Demokratie? Geht ein Gespenst des Faschismus umher? Wer sind die Mitläufer und Akteurinnen, die den Brandstiftern zum Erfolg verhelfen? Warum wählen sie Menschen, die gewaltbereit und menschenverachtend regieren, die kriminell und schuldbeladen sind und nur auf eines aus: unbedingte Macht und deren Erhalt? Und agiert da nicht noch einer, im Schatten, noch viel mächtiger als der König? Einer der Millionen für Stimmen verschenkt?

Jelinek dachte schon 2016 explizit über die Ohnmacht der Intellektuellen und der Kunst angesichts des erstarkenden Rechtspopulismus nach. In ihrem Stück treten die berühmten Sehenden der Antike auf – doch sie sind alle blind und aus ihren Mündern fließt Blut. Überhaupt sind hier alle blind: die, die dem gewählten Anführer und seinen Versprechungen vertrauen, aber auch seine politischen Gegner, die gar nicht merken, wie wirkungslos ihre verbalen Schläge sind oder die sich schon dieselben Narrative angeeignet haben. Es bleibt die Frage: Was und wen kann die Kunst, das Theater, können Worte überhaupt noch erreichen? Wie lassen sich Ohnmacht und Bequemlichkeit verhindern? Endlich raus aus der Reaktion und ab in die Aktion. Wem wollen wir unsere Welt überlassen?

Die Regisseurin Katrin Plötner wird sich in ihrer Inszenierung mit Dynamiken zwischen den (selbstgekrönten) Königen und denen, die sie wählen und den Kontinuitäten von kollektiver Gewalt und gesellschaftlichem Rechtsruck auseinandersetzen. »Der Königsweg erweist sich als Kreuzweg, Holzweg, Scheideweg, an dem bestimmt wird, wie wir in Zukunft leben wollen.« Vielleicht sind noch nicht alle mit Blindheit geschlagen.

Plötner inszenierte am Theater Bonn bereits WAS FEHLT UNS ZUM GLÜCK? nach dem Fragebogen von Max Frisch in der Werkstatt. AM KÖNIGSWEG ist ihre erste Inszenierung im Schauspielhaus in Bad Godesberg.

Katrin Plötner studierte Regie am Mozarteum in Salzburg und inszeniert seit 2013 als freischaffende Regisseurin an Stadt- und Staatstheatern im deutschsprachigen Raum, u. a. am Residenztheater München, Schauspiel Frankfurt, Schauspiel Leipzig, Staatsschauspiel Dresden und Nationaltheater Mannheim. Ihre Arbeiten wurden zu renommierten Festivals wie dem Heidelberger Stückemarkt oder den Autor:innentheatertagen in Berlin eingeladen. 2023 war ihre Inszenierung von Jelineks SCHNEEWEISS für den Nestroy-Preis nominiert.

Regie: Katrin Plötner
Bühne: Bettina Pommer  
Kostüme: Johanna Hlawica  
Musik: Johannes Hofmann  
Dramaturgie: Sarah Tzscheppan

Mit
   Sophie Basse
  Ursula Grossenbacher
  Lydia Stäubli
  Christian Czeremnych
  Wilhelm Eilers
  Christoph Gummert
  Timo Kählert

Nächste Vorstellungen: 02., 08., 15., 20. Februar | 12., 28. März

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Gebrochene Herzen -- "Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading" nach Oscar Wilde von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders im Schauspielhaus Düsseldorf

Oscar Wilde war zu seinen Lebzeiten ein gerühmter Dramatiker und Dichter, bekannt auch wegen seiner vielen gewitzten Bonmots, die noch heute vielfach für Werbeanzeigen benutzt werden. Darüber hinaus…

Von: Dagmar Kurtz

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT -- Neue CD: Giacomo Puccinis "Le Villi" bei BR Klassik

Die Uraufführung der Originalfassung von Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Le Villi" am 31. Mai 1884 wurde ein großer Erfolg. Interessant ist bei diesem Frühwerk das Faible für den Tanz. Das Ergebnis…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE HIMMLISCHEN FREUDEN -- Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra mit Brahms und Mahler im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Aktuell gastiert das von Teodor Currentzis gegründete Utopia Orchestra mit dem zweiten Klavierkonzert op. 19 von Johannes Brahms und der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler. So waren die…

Von: ALEXANDER WALTHER

ELEMENTARE AUSBRÜCHE -- Richard Wagners "Parsifal" in der Staatsoper STUTTGART

In der zerklüfteten Inszenierung von Calixto Bieito (Bühne: Susanne Geschwender; Kostüme: Merce Paloma) liegt die Apokalypse schon hinter uns, die Brücken sind eingestürzt, die Menschen kämpfen…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE STEIGERUNGEN -- SWR Symphonieorchester mit Jukka-Pekka Saraste im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Zwei höchst unterschiedliche Werke standen im Mittelpunkt dieses Konzerts mit dem SWR Symphonieorchester unter der inspirierenden Leitung des finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑
StartseiteBeiträgeKritikenHintergründeTheatermacherServiceFachbegriffeSuche