Auf der Flucht wird das Paar vom Schicksal getrennt. Peter kommt auf der See beinahe um und wird an den Hof des türkischen Sultans verschleppt. Er verliert sein Herz an dessen Tochter Sulima. Erst nach Jahren finden der Grafensohn und die neapolitanische Prinzessin wieder zusammen. Sie heiraten schließlich und singen in Erinnerung an ihr Abenteuer jedes Jahr dasselbe Lied an der Stelle, an der sie sich wiederfanden.
Tiecks Roman geht auf die deutsche Erstausgabe der "Schönen Magelone" zurück, die von Magister Veit Warbeck aus französischen Handschriften des 15. Jahrhunderts übersetzt wurde. Johannes Brahms vertonte 15 der insgesamt 18 Gedichte Ludwig Tiecks als "Romanzen". Diese lyrischen Stimmungsbilder trug Konstantin Krimmel (Bariton) mit leidenschaftlicher Emphase vor. Tempo und Ausdruck wurden dabei von dem versierten Pianisten Wolfram Rieger in ausgezeichneter Weise erfasst.
In der ersten Es-Dur-Romanze "Keinen hat es noch gereut" erklangen majestätisch Fanfaren und rhythmisiertes Pferdegetrappel. Den emotionalen Gefühlsausbruch im Lied Nr. 3 "Sind es Schmerzen, sind es Freuden" gestaltete Konstantin Krimmel ganz hervorragend. Und die melancholische Melodie beim achten Lied "Wir müssen uns trennen, geliebtes Saitenspiel" wurde in bewegender Weise vorgetragen. Ein Höhepunkt war dann die berührend und eindringlich gesungene Romanze "Verzweiflung", die Konstantin Krimmel mit nie nachlassender gesanglicher Intensität und Beweglichkeit interpretierte. Reizvolle harmonische Farbenspiele betörten den Zuhörer bei der Charakterisierung von Sulima, der verliebten Sultanstochter. "Treue Liebe dauert lange" überraschte zuletzt als 15. Lied aufgrund der klanglichen Wandlungskraft Konstantin Krimmels, wobei die dynamischen Anschlagsqualitäten von Wolfram Riegers Klavierspiel überzeugend hervorragten.
Klangliche Differenzierung machte sich auch bei weiteren Nummern wie "War es Dir, dem diese Lippen bebten" und "Muss es eine Trennung geben" in fesselnder Weise bemerkbar. Joseph Joachim hat übrigens das Klavierspiel von Johannes Brahms als "so zart, so phantasievoll, so frei, so feurig" bezeichnet. Ähnliches lässt sich von den pianistischen Künsten Wolfram Riegers sagen. Es gelang ihm jedenfalls, Konstantin Krimmel genügend gesanglichen Freiraum zu geben. So konnte sich die voluminöse stimmliche Fülle bestens entfalten. Das zeigte sich dann auch beim vorletzten Lied "Wie froh und frisch mein Sinn sich hebt".
"Bravo"-Rufe und begeisterter Schlussapplaus.