»GRMPF«, eine Wortschöpfung aus dem Anfang des Mobilfunkzeitalters, also weit vor dem Start der Sanierung der Bühnen Köln, steht als lautmalerisches Kürzel für eine Mischung aus Frust und Verzweiflung. Und zur Verzweiflung treiben kann einen die Lage der Nation tatsächlich: Bröselnde Brücken, Faxgeräte statt Glasfaserverbindungen, Fachkräftemangel, Bahnchaos, schleppender Ausbau von Stromtrassen, Ladestationen und Windrädern summieren sich zu einem multiplen Krisenszenario. Was hat die drittgrößte Wirtschaftskraft der Welt zu einem Sanierungsfall von besorgniserregenden Ausmaßen werden lassen? Wie konnte das passieren?
Feststeht die goldene Regel des Theaters: The show must go on. Der Lappen muss hoch. Wieviel Glamour ist für den Start in die neue Saison möglich, wenn ringsum die Infrastruktur bröckelt wie die Gewissheit über die eigene ökonomische Stärke? Mit »GRMPF« laden wir Sie herzlich ein zu einem musikalischen Abend – mit großem Ensemble und Live-Band – über die Sanierungsbedürftigkeit im Bestand der westlichen Welt zwischen hochfliegenden Ansprüchen und den Widrigkeiten einer ewigen Baustelle, zwischen Hochkultur und Rohbau.
Mit Provisorien kennen die Kölner*innen sich aus, damit kann man hierzulande umgehen. Dafür hat nicht zuletzt auch der Dom gesorgt. Wurde die ewige Baustelle im Herzen der Stadt doch über die Zeit auf unnachahmliche Weise in die kölsche Weltsicht eingemeindet mit der Prophezeiung »Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter«. Noch ist die Welt nicht untergegangen, noch wird in Köln saniert, wenn auch viel zu lange und zu horrenden Kosten. Nach dem zweiten gerissenen Eröffnungstermin am Offenbachplatz bleibt dem Theater derweil nichts übrig, als die ausgefallenen Feste gebührend zu feiern. Der Lappen muss schließlich hoch, gerade im Interim. GRMPF ist der Versuch einer Eröffnungsgala, wenn auch zur falschen Zeit und am falschen Ort. Eine musikalische Baustelle zwischen Hochkultur und Rohbau, die die Abgründe der speditiven Bauabwicklung ausleuchtet, Pfusch und Klüngel beim Sanieren im bröckelnden Bestand schonungslos aufdeckt und im Dschungel der Baupläne und -container Schuldige sucht. Wie es der Titel GRMPF vermuten lässt: Eine Lösung hat auch das Schauspiel Köln nicht, dafür aber viel Trost zu einem moderaten Preis (Selbsteinschätzung).
Mit GRMPF setzen Rafael Sanchez und der Schweizer Autor und Schauspieler Mike Müller ihre langjährige Zusammenarbeit fort. Zuletzt haben sie eine Bearbeitung von Goldonis DER DIENER ZWEIER HERREN für das Staatsschauspiel Dresden entwickelt.
Regie: Rafael Sanchez
Bühne: Eva-Maria Bauer
Kostüme: Ursula Leuenberger
Musikalische Leitung: Cornelius Borgolte
Licht: Jan Steinfatt
Video: Poutiaire Lionel Somé
Choreografie: Kelvin Kilonzo
Dramaturgie: Jan Stephan Schmieding
Band: Cornelius Borgolte · Ralf Gessler · Sebastian Winne · Marius Goldhammer · Madalena Graça · Moritz Stahl · Ralf Göbel · Geo del Valle · Marie Tjong Ayong · Heidi Bayer · Matthias Schwengler · Henning Nierstenhöfer · Pía Miranda
So 15 Sep 19.30
Sa 21 Sep 19.30
So 22 Sep 19.30
So 29 Sep 16.00
Do 03 Okt 19.30
Sa 12 Okt 19.30
Do 31 Okt 19.30