Es war überaus leicht, zum Opfer zu werden – sei es, weil Nachbar*innen schlicht neidisch waren und jemanden „besagten“, also denunzierten, sei es, weil der Bamberger Weihbischof Friedrich Förner wieder eine Hetzpredigt gehalten hatte. Ganze Familien wurden ausgelöscht oder in den finanziellen und gesellschaftlichen Ruin getrieben. Ob es sich um einfache Leute oder um Patrizierfamilien handelte, spielte keine Rolle.
In ihrem auf dokumentarischem Material basierenden Auftragswerk für das ETA Hoffmann Theater fragt Amanda Lasker-Berlin, wie dieses System aus Anklagewahn und Hass entstehen konnte. Sie lässt reale Figuren aus der Bamberger Geschichte, etwa Lena Pantzer, die erste der Hexerei bezichtigte Frau, oder Weihbischof Friedrich Förner auftreten. Wie konnte zum Beispiel Förner den Glauben an den Teufel für seine Zwecke ausnutzen? Wie ist das System aus Frauenhass und Denunziation entstanden, dem sich niemand in den Weg stellte, ohne selbst verdächtig zu werden? Und welche Rolle spielte das Magische?
Lasker-Berlin schlägt den Bogen in die Gegenwart und erforscht, wie Narrative aus der Vergangenheit uns noch heute prägen. Dafür geht sie zurück in die Jahre der Coronapandemie, um zu ergründen, welche vergleichbaren sozialen Dynamiken sich abgespielt haben und welchem Hass Frauen auch heute noch ausgesetzt sind. Die für die Spielzeit 2023/2024 geplante Produktion wird nun nachgeholt. Amanda Lasker-Berlin, Dramatikerin, Romanautorin, Fotografin und studierte Theaterregisseurin, bringt ihren Text dabei selbst auf die Bühne.
Regie Amanda-Lasker-Berlin
Bühne und Kostüme Jodie Fox
Dramaturgie Armin Breidenbach
Besetzung
Es spielen: Alina Rank, Martina Dähne, Eric Wehlan, Jeremias Beckford