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"Signaturen" -- "Four Schumann Pieces" von Hans van Manen, "Empire Noir" von David Dawson, "Biolographie" von Bridget Breiner in der Deutschen Oper am Rhein"Signaturen" -- "Four Schumann Pieces" von Hans van Manen, "Empire Noir" von..."Signaturen" -- "Four...

"Signaturen" -- "Four Schumann Pieces" von Hans van Manen, "Empire Noir" von David Dawson, "Biolographie" von Bridget Breiner in der Deutschen Oper am Rhein

November 2024

An der Deutschen Oper am Rhein wird auch unter Leitung der neuen Chefchoreographin Bridget Breiner das bewährte Konzept, den Zuschauer an einem Abend mit unterschiedlichen choreographischen Stilen bekannt zu machen, fortgeführt. Der mit "Signaturen" betitelte Einstand beschäftigt sich mit dem Thema "Sehnsucht".

 

Copyright: Yan Revazov

Den Auftakt bildet "Four Schumann Pieces" von Hans van Manen zu Robert Schumanns Streichquartett op.41 Nr. 3, das in einer Bearbeitung von Martin Yates für Streichorchester gespielt wird. Die Choreographie aus dem Jahr 1975 verquickt neoklassische Bewegungs-formen mit alltäglichen Gesten und Blicken. Die vier Bilder - Nachtstücke - sind ganz auf einen Solisten ausgerichtet, der im ersten Bild anfangs ganz allein auf der Bühne ist. In der Schar der vorbeischwebenden Paare in Rosa und Hellblau gelingt es ihm nicht, Kontakt aufzunehmen. Am Boden sitzend verbleibt er, träumend, sinnend, sehnsüchtig die Paare beobachtend. Ist er ein romantischer Künstler, vielleicht Robert Schumann selbst? Vor seinen Augen entfaltet sich ein Wechselspiel zwischen Anziehung, Begehren und Abweisung, keine Beziehung bleibt. Von zarten Hebungen steigert sich der Tanz zum atemberaubenden Tempo. Im Finale nimmt der Solist am Tanz zweier Paare teil, um am Ende in großer Geste den Applaus des Publikums in Empfang zu nehmen.

In starkem Kontrast zu dem eher zarten Stück steht "Empire Noir". Wie der Titel schon andeutet, entführt uns David Dawson in seiner Choreographie in ein dunkles Reich, die dunkle Nacht. Auf einer schwarzen Bühne, unter ebenfalls schwarzen Teilen eines großen elliptischen Bogens verharren fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer in schwarzen hautengen Trikots mit verkreuzten Beinen und seitlich ausgestreckten Händen, die Handgelenke starr jeweils nach oben und nach unten geknickt, eine Handposition, die sich bei Dawson immer wieder findet. Die von Greg Haines für dieses Ballett kreierte Musik, die er eigens für die Düsseldorfer Ballettkompanie überarbeitet hat, ist betont perkussiv mit westafrikanischen Einflüssen. Der Rhythmus entfaltet einen unwiderstehlichen Sog. Das Tempo steigert sich. In wechselnden Konstellationen mit fließenden Übergängen und hohem expressiven Ausdruck, technisch überaus anspruchsvoll, suchen die Tänzer*innen leidenschaftlich, atemlos ihren Weg durch die Nacht. Und ebenso atemlos und fasziniert verfolgt der Zuschauer die Aufführung von Dawsons dynamischem, mystischem Werk, um sich am Ende Erlösung im rauschenden Beifall zu verschaffen.

Zu Sergej Rachmaninoffs Klavierkonzert op.18 in C-Moll beschäftigt sich Bridget Breiner in der in Düsseldorf uraufgeführten "Biolographie" mit der Klimakrise, dem Verschwinden der ursprünglichen Natur in freien assoziativen Bildern. Anfangs treten Tänzer*innen mit schuppenartigen, wippenden Culs, die in den Farben eines Pfaurades schimmern, wie ein Vogelschwarm auf. Dann führt sie zwei Figuren ein: einen schwarzgekleideten Mann, Alexander von Humboldt, den Entdecker und Naturforscher, und später die sogenannte Tochter, eine Frau, die Repräsentantin der Vorfahren ist und Verbindungen herstellt. An den Wänden entrollen sich Wandbilder, die wie alte Lehrtafeln Flora und Fauna darstellen. Die Tänzer*innen treten nun in naturfarbenen, zart mit Pflanzen und Wurzelwerk bemalten Trikots auf. Wurden in den beiden ersten Teilen die Beziehungen zur Natur und zur Gesellschaft ausgelotet, geht es im dritten Teil um die ungebändigte Kraft der Natur. Eindeutige Interpretationen ermöglicht das Stück nicht, es ist bewusst offen gehalten.

Der erste Eindruck, den Bridget Breiner vermittelte, war nicht überraschend neu, blieb sie doch dem Konzept ihrer Vorgänger treu. Das Ballett am Rhein tanzte auch unter der neuen  Chefchoreographin virtuos und die drei vorgestellten Stücke fanden viel Anklang, wobei die Choreographie des erstmals in Düsseldorf vorgestellten David Dawson am eindrucksvollsten war.

Four Schumann Pieces
Uraufführung am 31. Januar 1975, London, The Royal Ballet

Choreographie: Hans van Manen
Musik: Robert Schumann
Arrangement: Martin Yates
Bühne: Hans van Manen
Kostüme: Oliver Haller
Licht: Bert Dalhuysen
Choreographische Einstudierung: Rachel Beaujean/Feline van Dijken

Tänzer*innen: Gustavo Carvalho, Chiara Scarrone, Damián Torío, Nami Ito, Eric White, Lotte James, Niklas Jendrics, Norma Magalhães, Nelson López Garlo, Sara Giovanelli, Edvin Somai

Empire Noir
Uraufführung am 17. Juni 2015, Het Muziektheater Amsterdam, Dutch National Ballet

Choreographie: David Dawson
Musik: Greg Haines
Bühne: John Otto
Kostüme: Yumiko Takeshima
Licht; Bert Dalhuysen
Choreographische Einstudierung: Rebecca Gladstone

Tänzer*innen:
Suzanna: Chiara Scarrone
Edo: Márcio Mota
Sasha: Nami Ito
James: Orazio Di Bella
Floor: Simone Messmer
Jozef: Skyler Maxey-Wert
Michaela: Phoebe Kilminster
Artur: Lucas Erni
Igone: Sophie Martin
Vito: Joan Ivars Ribes

Biolographie (UA)
Choreographie: Bridget Breiner
Musik: Sergej Rachmaninoff
Bühne und Kostüme: Jürgen Franz Kirner
Licht: Ingo Joos
Klavier: Alina Bercu

Tänzer*innen: Svetlana Bednenko/Francesca Berruto/Camilla Agraso/Lara Delfino/Nami Ito/Niklas Jendrics/Nelson López Garlo/João Miranda/Clara Nougué-Cazenave/Edvin Somai/Damián Torío/Rafael Vedra/Vinícius Vieira/Long Zou, Yoav Bosidan/Lotte James/Neshama Nashman/Ako Sago
Humboldt, ein Mensch: Lucas Erni
Tochter: Balkiya Zhanburchinova/Olgert Collaku/Eric White

Düsseldorfer Symphoniker
Musikalische Leitung: Benjamin Pope
Dramaturgie: Julia Schinke

 

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