Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
LIEBE MIT ZIGARETTENRAUCH -- Neue CD: Ermanno Wolf-Ferraris "Il segreto di Susanna" ("Das Geheimnis der Susanna") bei Oehms Classics im Vertrieb von Naxos erschienenLIEBE MIT ZIGARETTENRAUCH -- Neue CD: Ermanno Wolf-Ferraris "Il segreto di...LIEBE MIT...

LIEBE MIT ZIGARETTENRAUCH -- Neue CD: Ermanno Wolf-Ferraris "Il segreto di Susanna" ("Das Geheimnis der Susanna") bei Oehms Classics im Vertrieb von Naxos erschienen

November 2024

Diese Aufnahme mit dem Orchester der Berliner Operngruppe unter der inspirierenden Leitung von Felix Krieger strahlt ungeahnte Lebendigkeit aus. Graf Gil kommt nach Hause. Er meint auf der Straße seine Frau Susanna gesehen zu haben. In der Wohnung bemerkt er Zigarettenrauch und wittert einen ungebetenen Liebhaber. Er selbst mimt die Tugend in Person: "Ich spiel' nicht, ich rauch' nicht, ich trink' nicht!" Der Diener Sante stört hier immer wieder deutlich hörbar das Tete-a-Tete auf der Chaiselongue. Das Paar preist dabei seine Liebe.

 

Copyright: NAXOS

Doch als der Graf erneut Zigarettenrauch wahrnimmt, steigert  sich seine Wut in Raserei, er beschimpft Susanna, droht mit Gewalt.  Es gelingt ihr nicht ein zweites Mal, seine Zweifel zu zerstören. Der Graf macht sich auf den Weg zu seinem Club. Aber er kehrt schon nach kurzer Zeit zurück - denn er möchte seine Frau mit ihrem Liebhaber in flagranti erwischen. Die Atemlosigkeit des Geschehens bringt der Dirigent Felix Krieger gut zum Ausdruck. Susanna hat inzwischen Angst um die Gesundheit ihres Mannes. Auf ihre Frage, was er denn suche, antwortet er: "Den Regenschirm!" Als sie ihm diesen gibt, verlässt er die Wohnung, um dann im nächsten Moment wiederzukommen. "Wo ist der Schurke?" schreit er. Als er auf seine Frau zugeht, verbrennt er sich auch noch die Hand an ihrer Zigarette.

Er wirft seine Tugenden über Bord und ist erleichtert: Ab jetzt rauchen sie gemeinsam! Ermanno Wolf-Ferraris Opern-Einakter kommt als spritzige Komödie in D-Dur daher. In der Ouvertüre werden  forsch vier Themen vorgestellt und kunstvoll verarbeitet. Wuchtige Akkorde, rasante Sechzehntelläufe und prägnante rhythmische Motive wechseln sich facettenreich ab. Gils Arie erinnert zuweilen an die berühmte "Verleumdungs"-Arie aus Rossinis "Barbier von Sevilla". Und Susannas Klavierspiel gemahnt sogar an Mozart, was ihren Mann sichtlich besänftigt.  

Es gelingt dieser Aufnahme, elektrisierende Opernatmosphäre hervorzuzaubern. Selbst Pergolesis "La serva padrona" bleibt spürbar. Gräfin Susanna interpretiert Lidia Fridman mit farbenreich-betörendem Sopran, während Graf Gil von Omar Montanari  mit famos-voluminösem Bariton dargeboten wird. Das aus der Sprachmelodie abgeleitete Parlando klingt überaus flüssig, leidenschaftliche Steigerungen besitzen wahrhaft melodischen Reiz. Die E-Dur-Kantilene Susannas überzeugt als Hymne auf die Seligkeit des Rauchens, die Lidia Fridman feinnervig  interpretiert. Guido Lamprecht spielt hier als Diener Sante eine stumme Rolle. Die Miniaturouvertüre verzaubert den Hörer mit ihrer kontrapunktischen Virtuosität.

Als sich das Paar setzt, blitzt Mozarts Todes-Tonart g-Moll auf. Der Ehekrach gleicht einer Schlachtenmusik, selbst ein Motiv aus Beethovens fünfter Sinfonie ist zu hören. Chromatische Tonleitern der Violinen unterstreichen die zuweilen fast sphärenafte Aura dieser Musik, selbst ein Motiv aus Claude Debussys "Nachmittag eines Faun" klingt an. Als der Graf sich die Finger an einer Zigarette verbrennt, fährt eine None durchs Orchester. Dieses grelle Intervall der kleinen Sekunde leitet zu Reminiszenzen aus Giuseppe Verdis "Falstaff" über. Eine hörenswerte Aufnahme, die keinen Moment Langeweile aufkommen lässt.
 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

VON HÄNDEL BIS MORALES -- Neue CD "Trumpet Consort" mit Matthias Höfs und Ensemble bei Berlin Classics erschienen

Der berühmte Trompeter Matthias Höfs versammelt für sein neues Album "Trumpet Consort" zwei Dutzend Trompeter und Trompeterinnen um sich - darunter auch Studierende seiner Trompetenklasse der…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑