Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Jeder stirbt für sich allein" nach dem Roman von Hans Fallada im Düsseldorfer Schauspielhaus"Jeder stirbt für sich allein" nach dem Roman von Hans Fallada im..."Jeder stirbt für sich...

"Jeder stirbt für sich allein" nach dem Roman von Hans Fallada im Düsseldorfer Schauspielhaus

Premiere am 5.4.2025 um 19 Uhr im Großen Haus

»Alle haben sie Angst! Warum eigentlich? Es ist ihnen doch so leicht gemacht, sie brauchen nur zu tun, was wir ihnen sagen.«

Berlin 1940. Ein Ehepaar im Prenzlauer Berg hält sich raus, Politik interessiert die beiden nicht. Hitler haben sie gewählt, weil alle das getan haben. Dann erreicht sie die Nachricht vom Tod ihres Sohnes. Er ist an der Westfront gefallen. Angesichts des persönlichen Verlusts überwinden Anna und Otto Quangel Anpassung und Angst. Sie beschließen, ein Zeichen gegen das System zu setzen, und verteilen in Treppenhäusern der Stadt handgeschriebene Botschaften. Doch im Mikrokosmos ihres Wohnhauses denunzieren alle alle – ob aus Habgier, Feigheit oder Gedankenlosigkeit.

 

Copyright: Thomas Raabsch

»Es ist egal, ob nur einer kämpft oder zehntausend; wenn der eine merkt, er muss kämpfen«, entgegnet Otto Quangel bei der Verhaftung seinem Gegenspieler, Kommissar Escherich, der ihn erbarmungslos mit der Wirkungslosigkeit seiner Taten konfrontiert. Der Widerstand, dem Hans Fallada 1946 ein Denkmal frei von Kitsch und Pathos setzt, ist kein heroischer. Der Anstand basiert nicht auf kritischer Reflexion, politischer Überzeugung oder gutem Herzen. Er kommt aus dem Willen zu ihm. Otto und Anna Quangel finden einen eigenen Ausdruck und wachsen an ihrem Widerstand. Als Menschen, als Liebespaar, als Teil der Zivilgesellschaft.

Vom Schicksal der Quangels erfuhr Fallada aus einer Gestapo-Akte. Fasziniert von der »Banalität des Bösen« (Hannah Arendt) wie vom aussichtslosen Widerstand der kleinen Leute erschuf er ein ambivalentes Gesellschaftspanorama. Er beschreibt mit ungeheurer Plastizität, was eine Diktatur sowohl beim Individuum als auch in der Gesellschaft anrichtet. Dabei lauscht er seinen Mitmenschen ihre eigene Art zu fühlen und zu sprechen ab. Jede Figur ist vielschichtig, nahbar, anrührend und dennoch als Mitläufer und Täter zu Feigheit und Grausamkeit fähig.

Regisseurin Nora Schlocker, interessiert genau diese Fragen: Wie gelingt es, in demokratiefeindlichen Zeiten anständig zu bleiben? Was geben wir der nächsten Generation mit und für welchen Weg entscheidet diese sich? Was können und müssen wir tun, um unsere Werte zu verteidigen? Wie können wir gegen Vereinzelung und Angst an einem gesellschaftlichen Wir arbeiten? Wie Zivilcourage trainieren – damals wie heute?

—  in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit Lengers

Regie Nora Schlocker
Ausstattung Jana Findeklee und Joki Tewes
Musik Lars Wittershagen
Licht Christian Schmidt
Dramaturgie Birgit Lengers

Otto Quangel Florian Lange
Anna Quangel Cathleen Baumann
Frau Rosenthal, Hete Häberle, Richter Feisler Friederike Wagner
Emil Barkhausen, Karl Hergesell, Dirigent Reichardt, SS-Obergruppenführer Claudius Steffens
Kommisar Escherich, Scharfrichter Jürgen Sarkiss
Trudl Baumann, SS-Gruppenführer Blanka Winkler
Enno Kluge, Ulrich Heffke Ingo Tomi
Eva Kluge, Grigoleit, Oberarzt Martens Melanie Lüninghöner
Kammergerichtsrat Fromm, Vater Persicke, SS-Gruppenführer Rainer Philippi
Baldur Persicke Adrian Geulen / Raphael Abilgaard
Kuno Dieter Barkhausen Maxim Kirsa-Straubel / Julian Lambrozov
Jungen und Mädchen aus Kunos Bande, Kinder der Persickes, Ottilein Kassandra Giftaki, Julian Lambrozov, Sena Kaya, Theodor Taprogge, Veronika Regent

So, 13.04. / 16:00
Schauspielhaus, Großes Haus
Mi, 07.05. / 19:00
Schauspielhaus, Großes Haus
Do, 15.05. / 19:00
Schauspielhaus, Großes Haus
Di, 24.06. / 19:00
Schauspielhaus, Großes Haus

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑