Dass auch in Beziehungen der forschende oder liebende Blick gelegentlich die scheinbar offensichtlichen Tatsachen übersieht; davon handelt die Geschichte von Alex, einem älteren Metzger, der seine Ruhe liebt, und Georgie, einer um einiges jüngeren Frau, die ihn eines Tages in einem Bahnhofscafé auf den Nacken küsst. Eine Verwechslung? Georgie überrumpelt Alex mit immer neuen Versionen ihrer Biografie. Sie sei Killerin, nein, Kellnerin. Sie sei nie verheiratet gewesen, habe keine Kinder. Ihr fast erwachsener Sohn lebe in Amsterdam. Für den scheuen Alex erscheint sie wie ein Wirbelsturm, gleichzeitig anziehend und gefährlich. Einerseits stört sie seinen akribisch geregelten Alltag, andererseits bemerkt er, dass ihm diese Störung nicht unwillkommen ist: Eine Liebesbeziehung, die in ständig überraschenden Wendungen davon erzählt, dass ein Leben in jedem Augenblick eine Abzweigung ermöglicht, dass das Normale mitnichten normal ist, das Verrückte dagegen ganz logisch – kurzum, dass Menschen flirrende Wesen sind und ein Leben einfach nicht zu vermessen ist.
Simon Stephens, einer der bekanntesten britischen Gegenwartsdramatiker, hat mit »Heisenberg« eine atemberaubende und warmherzige Liebesgeschichte geschrieben, die sein Interesse an Figuren fortsetzt, die nicht zu den gesellschaftlichen Siegern gehören. So charmant und mit leichter Hand, so komisch, hat gewiss noch niemand versucht, die neuere Physik zu erklären.
Inszenierung: Thomas Bockelmann,
Bühne und Kostüme: Mayke Hegger,
Sounddesign: Heiko Schnurpel,
Dramaturgie: Michael Volk
Mit Christina Weiser (Georgie Burns), Jürgen Wink (Alex Priest)
nächste Vorstellungen: 17., 24. und 27. September, 19.30 Uhr, Schauspielhaus