Der Ruf von Oberons Horn blieb stark im Gedächtnis. Waldesraunen und Elfengeflüster nahmen an Intensität hier ständig zu. Ein rasanter Temperamentswechsel riss die Zuhörer aus ihren romantischen Träumen. Im Allegro erlebte man dann Hüon im Kampf gegen vielerlei Gefahren. Die innige Klarinettenmelodie schilderte eindringlich die Liebe zu Rezia. In den Streichern war Rezias Liebesruf ebenfalls in bewegender Weise zu hören. Andrey Boreyko achtete immer wieder behutsam auf das dynamische Gleichgewicht. Das Sehnsuchtsmotiv überstrahlte harmonisch alles in seiner innigen Empfindung. Leuchtend und siegesgewiss erklang der enthusiastisch interpretierte Schluss.
Der hervorragende brasilianische Pianist Fabio Martino interpretierte anschließend die "Rhapsody in Blue" von George Gershwin mit nie nachlassender Energie, wobei ihn die Stuttgarter Philharmoniker unter Andrey Boreyko einfühlsam begleiteten. Hier folgte dem Klarinettenglissando eine fulminante pianistische Antwort, deren Dichte atemberaubend war. Die elegante Mondänität rutschte aber nie ins Sentimentale ab. Ursprünglichkeit und Einfallsfrische herrschten vor. Die swingenden Themen gewannen bei Fabio Martino eine geradezu federnde Leichtigkeit. Auch Momente des Verismus wurden nicht vernachlässigt. Als Zugabe interpretierte Fabio Martino noch den grandiosen "Tanz des wilden Cowboys" von Alberto Ginastera sowie ein Prelude.
Zum Abschluss musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Andrey Boreyko die fulminante sinfonische Dichtung "Pini di Roma" von Ottorino Respighi. Dieses im Jahre 1924 entstandene Werk schildert die Stimmungen und Gefühle beim Anblick der Pinien von Rom. Hier kam eine fantastische Lichtinstallation von Laurenz Theinert hinzu. In heller Nachmittagssonne blickten die Pinien der Villa Borghese herab auf das laute Spiel der Kinder zu ihren Füßen. Tänzelnde Kindermelodien wurden von kriegerischen Militärmärschen der Buben ergänzt. Unvermittelt riss das Spiel hier ab, was die Stuttgarter Philharmoniker unter Boreyko ausgezeichnet verdeutlichten. Aus dem dunklen Grabgewölbe wehte der Hauch des Todes. Und aus der Ferne tönte sphärenhaft eine träumerische Trompetenmelodie.
Es entstand bei dieser einfühlsamen Wiedergabe eine seltsam entrückte Stimmung, dann antwortete aus der Tiefe mit Glockenklang und Paukenwirbel eine flehend-psalmodierende Weise. Schaurig dröhnte das Tamtam dazwischen. In elegischem Nachhall entschwand die hymnische Stimmung. Der betörende Zauber einer Vollmondnacht hüllte die Pinien dann harmonisch vielstimmig auf dem Janiculum ein. Duftige Orchesterfarben und träumerische Melodien malten die leise wiegenden Bäume auf dem Hügel über der ewigen Stadt, selbst den geheimnisvollen Gesang der Nachtigall konnte man hier hören. Das bestrickende Stimmungsbild zerfloss im Nichts. Die tragische Landschaft der Campagna wurde zuletzt beim Marschtritt der Legionen auf der Via Appia deutlich, wo die Pinien als einsame Wächter standen. Auf der Empore erblickte man die Trompeter, die unter ihrem siegreichen Konsul die Triumphstraße hinauf zum Capitol zogen. Die zündenden Rhythmen dieses pompösen Siegesmarsches konnte man nicht vergessen. Das einzige große Crescendo des Orchesters wurde hervorragend herausgearbeitet. Und die Fanfaren unterstrichen das Ostinato der Bässe eindringlich. Riesenjubel des begeisterten Publikums.
Neben einem Grußwort von Oberbürgermeisterin Dr. Alexandra Sußmann sprach auch Staatssekretär Arne Braun vom Wissenschaftsministerium ein Grußwort, wo er unter anderen die Bedeutung der Kultur betonte und an die Verfolgung jüdischer Musiker erinnerte. Außerdem wurden Filmclips und Trailer gezeigt, die die Verbundenheit der Musiker und des Publikums mit den Stuttgarter Philharmonikern demonstrierten. Intendant Christian Lorenz und Geschäftsführerin Kathrin Wegehaupt unterhielten sich dann in einer Talkrunde über die bewegende Geschichte der Stuttgarter Philharmoniker, die seit 1951 mit der Kulturgemeinschaft Stuttgart verbunden sind. Lorenz unterstrich dabei, dass man das Publikum in seiner Breite ansprechen wolle. Man könne bei den Stuttgarter Philharmonikern und ihrem besonderen Jubiläum schon von einer "gusseisernen Hochzeit" sprechen. Im Foyer gab es noch mit Brezeln und Sekt zuletzt kulinarische Genüsse. Petra Klein vom SWR führte charmant durchs Programm.