Zu sehen sind 13 handverlesene Theaterproduktionen wie u. a. die beiden Uraufführungen INBOX / SALZ & SÄULEN von Sidiki Yougbaré und Thiemo Strutzenberger (Regie: Polina Solotowizki, Sidiki Yougbaré), eine Koproduktion mit Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika (Burkina Faso) am 9. Oktober und DE(CON)FINING von Kathrine Nedrejord und Salimata Togora, eine Koproduktion von Bodø 2024 (Norwegen) und Festival sur le Niger (Mali). Ein weiterer Höhepunkt ist MEIN LIEBLINGSTIER HEISST WINTER, eine Operettenserie in 5 Folgen. Der Debütroman des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers Ferdinand Schmalz, vertont vom Komponisten Lukas Kranzelbinder, in der Regie von Alexander Charim und zu szenischem Leben gebracht von einem Ensemble aus Schauspieler*innen, Sänger*innen der Oper Graz und Gallionsfiguren des Neuen Wienerliedes wie Klemens Lendl (Die Strottern) oder Wolfgang Vincenz Wizlsperger (Kollegium Kalksburg).
Eröffnet wird das von Alexander Charim kuratierte Theaterprogramm am 9. Oktober nach Lesungen mit Birgit Minichmayr, Tobias Moretti und Thomas Köck mit einer vierten und letzten Lesung aus Texten von Stefan Zweig. Die Burg-Schauspielerin Mavie Hörbiger liest unter dem Titel DAS DENKENDE HERZ aus Texten von Stefan Zweig und stellt sie Texten von David Grossmann gegenüber. Am 12. Oktober steht Stefan Zweig nochmals im Fokus.
Unter dem Titel EUROPE SPEECH: ZWEIG kreieren sechs Teams aus europäischen Theatermacher*innen auf der Basis von Stefan Zweigs Rede „Einigung Europas“ sechs zwanzigminütige Mikrodramen. Mit dabei sind das Berliner Ensemble (Regie: Tjana Thiessenhusen), das Thalia Theater Hamburg (Regie: Alexander Klessinger), das Teatro Stabile Torino (Regie: Micol Jalla), Katona József Színház Budapest (Regie: Balàsz Dohy), Toneelhuis Antwerpen (Regie und Performance: Lisaboa Houbrechts und Gorges Ocloo) und das Dramaten Stockholm (Regie: Bernhard Øye) in Kooperation mit mitos21 – a European theatre network.
Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Schauspiel-, Tanz-, Opern-Performances und Lesungen zieht, sind die verdrängten und vergessenen Aspekte der Erinnerung. Ein interessanter Themenkomplex, den die Kulturhauptstadt ganzjährig in unterschiedlichen Bereichen immer wieder aufgreift. Besonders ist auch der Austragungsort des Festivals: das Lehár-Theater wird seit vielen Jahren wieder künstlerisch bespielt und ist mit seiner bewegten Theatergeschichte seit seiner Gründung 1827 selbst ein wichtiger Pfeiler in Sachen Erinnerungskultur.“ Thomas Stelzer, Landeshauptmann von Oberösterreich
„Das europäische Theater trifft auf Bad Ischl – einen Ort, der von der Geschichte her im 19. und 20. Jh. für die Avantgarde stand. Das Lehár-Theater schließt damit an seine Ursprünge an und bereichert nicht nur die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024, sondern wird, dank der in die Wege geleiteten Sanierung, auch hinkünftig Ort der Erinnerungskultur, der Begegnung, der Auseinandersetzung und der Reflexion sein. Eine maßgebliche kulturelle Institution, ohne die eine demokratische Gesellschaft nicht leben kann.“ Ines Schiller, Bürgermeisterin von Bad Ischl
„Mit dem EUROPÄISCHEN THEATERFESTIVAL setzt die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 die Tradition des Lehár-Theaters in Bad Ischl fort, die Avantgarde wieder auf unbestimmte Zeit fortzuführen. Von Beginn an war das Theater ein Ort, an dem künstlerische Größen wie Johann Nestroy, Alexander Girardi, Katharina Schratt, Adele Sandrock, Frank Wedekind, Isadora Duncan, Richard Tauber, Hans Moser, Karl Valentin uvm. zu sehen waren. Opern, Operetten und heitere Sprechstücke kamen hier zur Uraufführung. Jetzt begegnen einander nationale und internationale zeitgenössische Theatermacher*innen aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Schweden, Italien und Belgien und nehmen Stellung zur aktuellen Situation – was ist Erinnerungskultur und wo steht Europa heute? Damit würdigt die Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 einen Ort der Begegnung, der künstlerischen Inspiration und Auseinandersetzung, wie jede Stadt jede Region alle Menschen ihn braucht – nämlich das zur Renovierung anstehende Lehár-Theater.“ Elisabeth Schweeger, Künstlerische Geschäftsführerin, Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
„Das EUROPÄISCHE THEATERFESTIVAL beschäftigt sich mit verdrängten und vergessenen Aspekten der Erinnerung. Nicht die Nacherzählung der Vergangenheit steht im Mittelpunkt, sondern die Suche nach neuen Strategien der Erinnerungskultur. Die ausgewählten Projekte befragen Nostalgie und Verdrängung und suchen nach neuen Sprachen und Formen für die Beschäftigung mit den Wunden der Vergangenheit. Gerade das Theater als Medium der Präsenz eignet sich so gut wie keine andere Kunstform für eine Arbeit an der Erinnerung und am kollektiven Gedächtnis. Am Theater kann die Vergangenheit jeden Abend zur neu erfundenen Gegenwart werden, können wir uns zu unserer Geschichte hier und jetzt ins Verhältnis setzen. Die ausgewählten Theaterprojekte wollen eine utopische Strategie des Erinnerns entwerfen, unsere Mechanismen der Geschichtsbewältigung hinterfragen und unsere Gegenwart mit den Stimmen der Vergangenheit in Beziehung setzen. Wir suchen nach Widerstand gegen die eingefahrenen Strategien der Erinnerung und nach einem theatralen Aufreißen der Wunden. Wie sehen wir die Vergangenheit in der Zukunft? Wie erinnern wir uns morgen? Die Inszenierungen erzählen aus der Perspektive von Arbeiter*innen, Dienstbot*innen, Kindern und Alten. Sie suchen nach dem Vernarbten, Verdrängten und Unerhörten, nach Erzählungen von Widerstand und Gegenkultur im Salzkammergut, nach dem Hinterfragen von regionalen Heiligtümern, nach einem Gegenentwurf zu nostalgischem Kitsch und Verdrängung.“ Alexander Charim, Kurator
„Zum ersten Mal seit Jahren findet ein Theaterfestival im Lehár-Theater statt. Ein Spielort, der die Spuren seiner Geschichte deutlich zeigt. So wurde dieses Haus als ‚Kurtheater am Kreuzplatz‘ am 28. April 1827 unter der Leitung von Katharina Hain offiziell eröffnet. Sie war vielleicht die erste Intendantin der österreichischen Geschichte und leitete ein Theater, das sich durch eine besondere Nähe zwischen Künstler*innen und Besucher*innen auszeichnete. Es gab leistbare Abonnements für Einheimische und so vermischten sich alle sozialen Schichten und ein lokales und internationales Publikum entstand. Im Zuge der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 wird nun dieses Theater wiederum für fünf Tage zum Schauplatz eines geballten europäischen Bühnenmarathons. Eine Gelegenheit für Austausch, Vernetzung und Weiterentwicklung für die regionale Szene und für das Bad Ischler Publikum.“ Sonja Zobel, Programmleiterin
Mittwoch, 09/10/2024, 18 Uhr, Bühne
DAS DENKENDE HERZ
Texte von Stefan Zweig und David Grossmann
Lesung mit Mavie Hörbiger
Konzeption Eva-Maria Voigtländer und Alexander Charim
In der Lesung zur Eröffnung des EUROPÄISCHEN THEATERFESTIVALS stellt Burg-Schauspielerin Mavie Hörbiger Werke von Stefan Zweig den Texten von David Grossmann gegenüber. Zweigs radikale Forderung einer europäischen Einigung aus dem Geist des Humanismus trifft auf David Grossmanns literarische Reflexionen zur Krise im Nahen Osten. Zwei bedingungslose Kämpfer für Empathie und gegen Hass fragen nach der Möglichkeit von Frieden in gewalttätigen Zeiten.
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Mittwoch, 09/10/2024, 20 Uhr, Bühne
INBOX / SALZ & SÄULEN (Uraufführung)
Von Sidiki Yougbaré und Thiemo Strutzenberger Regie Polina Solotowizki und Sidiki Yougbaré Bühnenbild Albert Frühstück Kostüm Sophia Profanter Mit Bene Greiner, Justin Ouidiga, Nabalum, deeLinde
Koproduktion mit Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika (Burkina Faso)
Wie alte Muster aufbrechen und neugestalten? Künstlerische Partner*innen aus Europa und Afrika entwickeln im Projekt Deconfining Arts, Culture and Policies in Europe and Africa neue Strategien kreativer Zusammenarbeit. Bad Ischl Salzkammergut 2024 gestaltet dieses mehrjährige Dialogformat gemeinsam mit Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika in Burkina Faso. Die im Rahmen einer Writers Residency in Bad Ischl entstandenen Theatertexte von Sidiki Yougbaré und Thiemo Strutzenberger werden mit einem internationalen Ensemble uraufgeführt. Beide Texte reflektieren Erinnerungsarbeit und die (Un)möglichkeit der Verständigung über die eigene Geschichte.
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Donnerstag, 10/10/2024, 18 Uhr, Bühne
RIP REFRAIN
Eine Fabel in g-moll – von Labande Dordur
Text, Regie und Performance Lucie Dordoigne und Anaïs Durand-Mauptit
Gastspiel – Ein Projekt der Akademie für darstellende Künste Ludwigsburg
Zwei Stimmen nehmen uns mit auf eine Reise. Sie führen uns nach Botswana, wo im Sommer 2020 eine Gruppe von Elefanten unerklärlicherweise nach einem wilden Reigen in den kollektiven Tod stürzte. Die Reise verwandelt sich mal in einen mysteriösen Albtraum, mal in einen skurrilen Karneval. Darin begegnen uns moderne Hexen, sinnliche Roboter und verlorene Zwillinge, wiederauferstandene Schlagersänger aus dem letzten Jahrhundert und hybride Tiere aus dem kommenden. Allegorien unserer vergangener und zukünftiger Zeiten, die in einem glücklichen und ruhelosen Totentanz das Leben und die Phantasie zelebrieren, um die Angst vor dem Verlust, dem Abschied und dem Ende zu bekämpfen – einem Ende, das immer auch ein Anfang ist, ein ewiger Refrain.
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Donnerstag, 10/10/2024, 20 Uhr, Bühne
BIERZELT
Konzept Hannah Maria Wimmer Choreographie Hannah Maria Wimmer und Ensemble Tanz Hannah Maria Wimmer, Sua Tsubokura-Aguiriano, ZE King, Sini Halttunen, Vittorio Pagani Bühne Julia Artmayr Kostüm Anna Schall Visuals Maximilian Prag Sound ex cusyn, Miran Thiemann
„Gib mir ein Bier oder ich falle um / Lass uns noch ein wenig sitzen, ein wenig länger bleiben / Es ist lustig und schön im Bierzelt, man kann nicht nach Hause gehen / Bierzeltmusik lässt viele Herzen schneller schlagen / Ich denke, ein Bierzelt ist für viele Männer ein Stück Himmel.“ Opa, 79
Das Bierzelt als Ort des ausgelassenen Tanzes und Feierns, aber auch der Gewalt und Exklusion ist der Ausgangspunkt dieser choreographischen Neuerkundung der tänzerischen Traditionen des Salzkammerguts. Im Spannungsfeld zwischen exzessivem Trinken, sexueller Objektivierung und Gemeinschaftsleben soll eine utopische Zukunft skizziert werden, die durch inklusive Tradition geprägt ist und Binaritäten durchbricht. „Bierzelt“ lädt das Publikum ein, gemeinsam mit den Performenden den Raum des Bierzelts neu zu definieren und umzugestalten.
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Freitag, 11/10/2024, 17 Uhr und 18.30 Uhr, Hettegger / Anbau Lehár-Theater
DEN BLICK ÜBER DIE SCHULTER WERFEN
Projektleitung Edith Draxl Regie Neda Sokolovska
In Kooperation mit KUNSTLABOR Graz von uniT
Ein Projekt über Female Heritage im Salzkammergut, eine absolute Notwendigkeit, da die Geschichtsbücher nach wie vor aus männlicher Perspektive geschrieben sind. Männer haben Namen und Gesichter, Frauen kommen so gut wie gar nicht vor. Gespräche mit Frauen vor Ort beleuchten, welches Erbe junge Frauen am Land antreten. Gemeinsam mit ihnen befragen wir das gängige Bild, das Frauen im feschen Dirndlkleid auf verschiedenen traditionellen Festen zeigt, indem wir in Familiengeschichten eintauchen. Wir fragen, wie sich die politischen Verhältnisse der Geschichte auf die Biografien ihrer Vorfahrinnen ausgewirkt haben. Was geschah 1968, gab es die Hippies im Salzkammergut? Was bedeutete der Tourismus für Frauen: Arbeit, Geld, einen bescheidenen Wohlstand? Welche Auswirkungen hatten Demokratisierung, Emanzipation und Revolte auf Frauen vor Ort? Welche Rollen spielen Religion und Politik heute? Welche Erinnerungsformen entstanden? Wie geht man mit schmerzhaften oder schambesetzten Erinnerungen um? Die Gespräche werden sich auch um individualgeschichtliche Fragen drehen: Was hat diese weibliche Geschichte mit mir gemacht? Wie hat sie mich geprägt? All das wird in einer Performance sichtbar, in der die Spielerinnen Frauen ihre Stimme leihen. Vielleicht muss man Leben auf dem Lande jenseits aller Klischees neu denken.
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Freitag, 11/10/2024, 20 Uhr, Bühne
MEIN LIEBLINGSTIER HEISST WINTER
Eine Operettenserie in 5 Folgen
Musik Lukas Kranzelbinder Text Ferdinand Schmalz Regie Alexander Charim Bühne und Kostüm Ivan Bazak Mit Sieglinde Feldhofer, Martin Fournier, Felix Heuser, Tino Hillebrand, Klemens Lendl, Mathias Lodd, Raphaela Möst, Wolfgang Vincenz Wizlsperger Klavier / Keyboard / Effekte Benny Omerzell E-Gitarre / E-Bass Christian Neuschmid Akustische Gitarre / Singende Säge / Gesang David Müller Violine / Gesang Klemens Lend Baritonhorn / GesangWolfgang Vincenz Wizlsperger
Kooperation mit der Oper Graz Gastspiel der Folgen 1 und 2
Der Debütroman des Ingeborg-Bachmann-Preisträgers Ferdinand Schmalz, vertont vom Komponisten Lukas Kranzelbinder, in der Regie von Alexander Charim und zu szenischem Leben gebracht von einem Ensemble aus Schauspieler*innen, Sänger*innen der Oper Graz und Gallionsfiguren des Neuen Wienerliedes wie Klemens Lendl (Die Strottern) oder Wolfgang Vincenz Wizlsperger (Kollegium Kalksburg). In „Mein Lieblingstier heißt Winter“ nimmt Ferdinand Schmalz seine Leser*innenschaft mit auf eine abgründige Reise quer durch die österreichische Gesellschaft, skurril, intelligent und mit großem Sprachwitz, und liefert damit eine perfekte Vorlage für eine moderne Operette. Diese, häufig als seichte Unterhaltung unterschätzt, war bis zu ihrer Beschneidung durch die nationalsozialistische Kulturpolitik ein gesellschaftskritisches, subversives Genre, welches nun in neuer Form wiederauferstehen soll. Schmalz’ Roman ist Kriminalgeschichte und Gesellschaftssatire zugleich: Der Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht soll die Leiche seines krebskranken Kunden Doktor Schauer nach dessen Suizid aus einer Tiefkühltruhe entsorgen. Als Schlicht dem Auftrag nachkommen möchte, ist der tote Körper jedoch spurlos verschwunden. Schlicht macht sich auf die Suche nach der gefrorenen Leiche und trifft dabei auf eine kaputte Gesellschaft, einen Reigen von Bösartigkeit und Korruption, Naturzerstörung und Immobilienbetrug, Nationalismus und Perversion. Ferdinand Schmalz wird seinen Roman selbst adaptieren. Lukas Kranzelbinder, bekannt mit der von ihm gegründeten Jazzformation Shake Stew, komponiert über die Grenzen klarer stilistischer Zuordnung hinaus und verleiht der neuen Operette ihren ganz eigenen Klang des 21. Jahrhunderts. Der Wiener Regisseur Alexander Charim, der eine langjährige Erfahrung mit ungewöhnlichen Spielorten mitbringt, vollendet das österreichische Trio. Die fünf Folgen der Operetten-Serie entstehen über zwei Spielzeiten an der Oper Graz. Die ersten beiden Folgen dieser Koproduktion mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 gastieren beim Europäischen Theaterfestival.
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Samstag, 12/10/2024, 14 Uhr im gesamten Lehár-Theater
FRIEDERIKE MAYRÖCKER GEHT INS LEHÁR -THEATER UND DENKT
Begehbare Rauminstallation
ohnetitel – netzwerk für theater&kunstprojekte
Konzept und Künstlerische Gestaltung Thomas Beck, Dorit Ehlers, Arthur Zgubic Produktion Sabine Jenichl
„… spürten wir alle = im Bauch des Berges = den Todeshauch. Während der abnehmende Mond über die Hügel glitt, damals in Bad Ischl.“ (aus: fleurs, 2016)
Fast ein Jahrhundert lang hat die Lyrikerin, Schriftstellerin, Hörspielautorin Friederike Mayröcker gelebt und sich eindrücklich in die deutsche Literatur eingeschrieben. Sie hat ihre Umwelt mit allen Sinnen ertastet, zu Sprache geformt und in sehr eigener Art und Weise als „Proesie“ wieder freigesetzt. Als „Schreibgehäuse“ bezeichnete sie ihre Wohnung, wo sie mit ihren Texten und Worten einen Organismus bildete, und für eine magische Stunde verwandelt sich das Lehár-Theater in eine Mayröckersche Wortstätte. Ein Treppenaufgang, eine Steckdose, ein Garderobenspiegel werden mit einem Zitat aus ihrem Werk zu einem Text-Bild-Objekt, so zeichnen sich ihre Signaturen in den Staub der Vergangenheit und aus längst Unsichtbarem werden kleine Kunstwerke der Gegenwart. Das Publikum ist eingeladen, sich auf die Spur der „Grande Dame der österreichischen Literatur“ zu begeben und die Innenräume im Alleingang zu beschreiten.
Eintritt frei
Samstag, 12/10/2024, 13–17 Uhr, Vorplatz des Lehár-Theaters
AKTE 2: STÖRUNG. EIN SPIEL
Gesellschaftsspiel zu den Texten von Friederike Mayröcker
ohnetitel – netzwerk für theater&kunstprojekte
Spielleitung Dominik Jellen
Zwischen den Theateraufführungen lädt ohnetitel zum Mayröckerschen Gesellschaftsspiel. Auf dem Vorplatz stehen die Spieltische bereit, um auf gesellige Art die Schreibkunst der Friederike Mayröcker und ihren Wortreichtum kennenzulernen. (Fragmente der Literatur von Friederike Mayröcker werden zu Puzzle-Teilen in einem theatralen Brettspiel, das lustvoll in ihrem Werk stöbert, dabei alle Teilnehmenden auf gleiche Startposition stellt und Expert*innen keinen Vorsprung bietet.) Platz genommen!
Eintritt frei
Samstag, 12/10/2024, 16 Uhr, Bühne
DE(CON)FINING (Uraufführung)
Von Kathrine Nedrejord und Salimata Togora
Choreographie Pernille Øien Tanz Katerina Jitlatda Horup Solvang, Aasa Frøystein, Bibata Ibrahim Maiga, Kadidja Tiemanta Musik Håvar Lund Licht Charles Wadel-Ellingsen
Koproduktion von Bodø 2024 (Norwegen) und Festival sur le Niger (Mali)
De(con)fining ist eine ausdrucksstarke Tanzperformance, die in die körperlichen Spuren von Emotionen, persönlicher Geschichte und sozialen Grenzen eintaucht. Zwei norwegische und zwei malische Tänzer*innen treffen in dieser körperlichen Manifestation des Textes Rájiid(haga) von Kathrine Nedrejord und Salimata Togora aufeinander. Die Tänzer*innen bewegen sich im Einklang mit der von Håvard Lund komponierten und gespielten Musik, die Möglichkeiten und Grenzen des Körpers betonend.
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Samstag, 12/10/2024, 17.30 Uhr, Hettegger / Anbau Lehár-Theater
DECONFINING
Publikumsgespräch
Wie kann interkontinentale kulturelle Zusammenarbeit gelingen? Künstler*innen und Projektverantwortliche der beiden „Deconfining“-Produktionen im Gespräch über neue Theaterformen, Herausforderungen und Möglichkeiten von Co-Kreation zwischen Afrika und Europa.
Eintritt frei
Samstag, 12/10/2024, 20 Uhr, Bühne
EUROPE SPEECH: ZWEIG
Berliner Ensemble Regie Tjana Thiessenhusen Mit Jannik Mühlenweg undValentin Kleinschmidt
Thalia Theater Hamburg Regie Alexander Klessinger Musik Niklas Handrich Dramaturgie Natalja Starosta Mit Pauline Renevier
Teatro Stabile Torino Regie Micol Jalla Bühne Fabio Carpene Kostüme Katarina Vukcevic Dramaturgie Diego Pleuteri Mit Luz Bronzino, Malick Coly, Maria Stella
Katona József Színház Budapest Regie Balàsz Dohy Text und Dramaturgie Anna Zilahy Mit Zsófia Tóth und Flóra Lili Matisz (Musik)
Toneelhuis Antwerpen Regie und Performance Lisaboa Houbrechts und Gorges Ocloo
Dramaten Stockholm Regie Bernhard Øye
In Kooperation mit mitos21 – a European theatre network
„Der Plan den ich vorschlage, muss durchaus nicht der sein mit dem wir beginnen, aber beginnen wir nur überhaupt. Verlieren wir keine Zeit, denn die Zeit arbeitet nicht für uns sondern gegen uns.“ Stefan Zweig
Sechs Teams aus europäischen Theatermacher*innen kreieren auf der Basis von Stefan Zweigs Rede „Einigung Europas“ sechs zwanzigminütige Mikrodramen. Die Bedingungen sind für alle die gleichen: Ein Text als gemeinsame Grundlage, maximal drei Darsteller*innen, minimaler technischer Aufwand. Sechs theatrale Kommentare aus unterschiedlichen Perspektiven über die immer noch fragile Einigung Europas. Was hat uns Stefan Zweigs Traum von der europäischen Einigung als einziger Schutz vor Krieg und Nationalismus heute noch zu sagen? Besuchen Sie Europa solange es noch steht!
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Sonntag, 13/10/2024, 11 Uhr, Bühne
SONS OF SISSY
Künstlerische Leitung, Choreographie Simon Mayer Kostüm- und Bühnenbild Andrea Simeon Performance Simon Mayer, Matteo Haitzmann, Patric Redl, Simon Wehrli
Eine Kooperation von Kopf hoch, brut Wien, Gessnerallee Zürich, zeitraumexit Mannheim und Tanz ist Dornbirn
Auf experimentelle Weise bedienen sich die vier Performer und Musiker traditioneller alpiner Livemusik, diverser Gruppentänze und ritualistischer Praktiken. Sie befreien diese von Konservativismus und Konventionen und etablieren eine neuartige Fusion aus künstlerischen Neuinterpretationen und temporären sozialen Bedeutungszuschreibungen. Jenseits von Kategorisierungen und Schubladendenken machen die Sons of Sissy ihrem Namen alle Ehre: Sie gebärden sich mal als schräges Volksmusikquartett, mal als experimentell verspielte Ritualtanzcombo und brechen radikal und humorvoll traditionelle männliche Rollenbilder im Brauchtum auf.
Tickets
Sonntag, 13/10/2024, 14 Uhr, Bühne
SCHWEISS UND TRÄNEN SIND AUCH NUR SALZ UND WASSER
Text Christine Teichmann Regie Alexander Mitterer Mit Christine Teichmann und Dragana Avokadovich
In Kooperation mit VLG Graz
Die alte Frau hat ihr Leben lang hart gearbeitet, meist unbezahlt und immer unbedankt. Jetzt meint die Enkelin, selbst nicht mehr ganz jung, dass die Oma sich einen Lebensabend verdient hat, wo einmal sie betreut und verwöhnt wird. Aber wie in unserer kapitalistischen Logik üblich ist, wird sie das nicht selbst machen, sondern eine osteuropäische Pflegekraft dafür engagieren. Wozu fragt sie, gibt es denn ein Lohngefälle? Die Schatten der Vergangenheit treffen auf die junge schweigende osteuropäische Pflegerin, die nur mit ihren Liedern ihre Stimme erhebt, die sich mit der Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmtheit beschäftigen. Christine Teichmanns Text legt den Finger in die offenen Wunden unseres Sozial- und Gesellschaftssystems und beruht auf Recherchen und Interviews, die im Salzkammergut mit Betroffenen geführt wurden.
Tickets
Mitwirkende
Kurator Alexander Charim
Programmleitung Darstellende Kunst Sonja Zobel
Produktionsleitung Kerstin Glachs
Technische Betreuung Fritz Kronlachner
EUROPÄISCHES THEATERFESTIVAL
Lehár-Theater Bad Ischl, Kreuzplatz 16, 4820 Bad Ischl
Mi, 09/10 – So, 13/10/2024
Ermäßigungen Tages-Pass, Kulturcard 2024, Schüler*innen/Studierende/Lehrlinge/Zivil- und Präsenzdiener, Menschen mit Beeinträchtigung, Begleitpersonen, Raiffeisenbankkund*innen.
Ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 in Kooperation mit Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika (Burkina Faso), der Akademie für darstellenden Künste Ludwigsburg, dem KUNSTLABOR Graz von uniT, der Oper Graz, dem ohnetitel – netzwerk für theater&kunstprojekte, Bodø 2024 (Norwegen) und dem Festival sur le Niger (Mali), mitos21 – a European theatre network, Kopf hoch, brut Wien, Gessnerallee Zürich, zeitraumexit Mannheim und Tanz ist Dornbirn sowie VLG Graz im Léhar-Theater Bad Ischl