Nicole Heesters kann als Frau Yamamoto alle Register ihrer Schauspielkunst ziehen. Sie erinnert sich an ihren Mann, der als Rauschgiftsüchtiger durch einen Unfall mit der Schneidemaschine drei Finger verlor. Aber jetzt lebt sie allein, ihr Mann hat eine andere Frau gefunden. Immer wieder kreisen die Figuren um die unbekannte Frau Yamamoto, die zunächst wie leblos am Boden liegt und von Tänzerinnen und Tänzern geweckt wird. Die Inszenierung von Burkhard C. Kosminski zeigt komplizierte Situationen der Wohnungsbesichtigung genauso präzise wie zwei sich unterhaltende Anglerinnen. Assoziationsräume und Skizzen beschäftigen sich hier mit den großen Fragen des Lebens, der eigenen Existenz, des Verlusts, der Auflösung und dem Tod.
Das Paar Erik und Nico spricht über seine Nachbarin Frau Yamamoto, die schließlich auch mit ihrem toten Sohn zusammentrifft, der als junger Mann verunglückte. Das ist eine der stärksten Szenen des Stücks. In einem Restaurant treffen sich zudem ein Mann und eine Frau, die sich dann später in einer Bar wiederbegegnen und zusammen tanzen. Die Fäden der Handlung werden in Burkhard C. Kosminskis Inszenierung zusammengehalten. Zwei Frauen reden über Waffen, während Frau Yamamoto schließlich verschwindet. Im Bühnenbild von Florian Etti (Kostüme: Ute Lindenberg) steht die Natur neben der Industrie, spiegelt sich das Seelenleben der einzelnen Protagonisten in magischen Bildern.
Katharina Hauter, Matthias Leja, Marietta Meguid, Peer Oscar Musinowski, Sven Prietz, Karl Leven Schroeder und Silvia Schwinger geben den einzelnen Szenen mit ganz unterschiedlicher Intensität Leben. Christiane Roßbach erzählt von ihren skurrilen Erfahrungen als minderjährige Prostituierte: "Er war ein Freier. Ich hätte ihn gerne richtig ausgenommen!" Er sei ein "verdammter Sadist" gewesen. Das Theater spiegelt hier das eigene Selbst der Darsteller in ungewöhnlicher Weise. Und auch die Seele des Onkels erscheint da plötzlich riesengroß, dunkle Räume erkennt man in fahlem Licht, das sich nur selten etwas aufhellt.
Manchmal kommt man den Figuren als Zuschauer ganz nah. Da gibt es dann auch einen Mann, der ein Gedicht schreibt: "Das Alte ist vorbei, das Neue sehn ich herbei, endlich, sag ja dazu, Heike". Nähe und Liebe gewinnen auf einmal eine ganz neue Intensität: "Sag ja zu mir, Heike". Da überwindet der Mensch Grenzen, fügt sich in ein neues Gesellschaftsbild ein: "Eine Fernbeziehung. Sie verdammter - verdammter Glückspilz..." Das zeigen auch immer wieder bewegende Videoaufnahmen. Die Musik von Hans Platzgumer spielt virtuos mit Elementen der Unterhaltungsmusik. Einzig die Szene mit den beiden Hasen will sich nicht so recht ins Gesamtkonzept einfügen.
Insgesamt aber ist Burkhard C. Kosminski hier ein berührendes Stimmungsbild gelungen, das vor allem aufgrund der darstellerischen Leistungen überzeugt. So gab es zuletzt auch "Bravo"-Rufe.