Zusammen mit der Saxophonistin Nikola Lutz lässt der Basssänger als Gefangener auch die Klarinette in suggestiver Weise erklingen. Geigenbogen streichen immer wieder filigran über die Gitterstäbe. Der Gefangene ist gezwungen, sich durch das Schreiben seinen tiefsten Gefühlen zu stellen. Diese Texte offenbaren auch Träume und innere Kämpfe. Die Sehnsüchte verbinden sich mit Auzügen aus "Decamerone". In der Enge seiner Gefangenschaft entfaltet der Gefangene zwischen den Gitterstäben eine ungeahnte Kreativität, die sich nicht bremsen lässt. Zwischen den roten Lampen zeigen sich immer wieder neue Zeichen der inneren Bewegungskraft. Ein irisierender Klangzauber setzt sich dabei durch.
Briefe und Gedichte sollen ihn über das Eingesperrtsein hinwegtrösten. Gleichzeitig wird hier mit raffinierten Videosequenzen gearbeitet. Man sieht Hände, die unzählige Schlüssel in Türschlösser stecken. Die damit verbundenen Geräusche bleiben stark im Gedächtnis. Ein Schlüsselbund wird auf einem Flur im Treppenhaus hin- und hergeworfen. Auch hier ergeben sich ähnliche und geheimnisvolle Geräusche, die sich mit der subtilen Akustik verbinden. Irgendwie ist das auch ein Befreiungsprozess mit offenem Ende. Vergessen und Erinnerung nehmen akustisch einen immer breiteren, spannungsvollen Raum ein.
Ivan Garcia (Stimme) lässt die Ereignisse wie in einem suggestiven inneren Monolog Revue passieren. Stimme und Musik vereinigen sich zu einem irisierenden Klangkosmos, das Spektrum scheint sich immer mehr zu erweitern. Für die passende Performance und Elektronik-Installation sorgen Jorge Chikiar und Nikola Lutz in eindrucksvoller Weise. Verbindungslinien ergeben sich zu Philip Glass und Steve Reich, mit denen Jorge Chikiar zusammengearbeitet hat. Rein musikalisch ist er aber völlig eigenständig und unverwechselbar.