Doch die kultivierte Oberfläche ist dünn und darunter brodelt es. Und so brechen im Verlauf des Abends die unter dieser dünnen Oberfläche liegenden Eitelkeiten und Verletzungen hervor. Die Kultiviertheit, mit der sich die gut situierten Paare inszenieren und die sie bewusst ausstellen, wird dabei immer mehr als Heuchelei und Doppelmoral entlarvt. Zunehmend geht es nicht mehr um die Prügelei und die Frage, wer Schuld daran hat, sondern um Persönliches und Grundsätzliches. Denn sind die Kinder nicht immer auch ein Spiegel ihrer Eltern?
Befeuert wird der Konflikt auch durch Alain Reille, der als Anwalt eines Pharma-Konzerns permanent das Handy am Ohr hat und versucht, den Skandal um die Nebenwirkungen eines Medikaments in den Griff zu bekommen – ein Medikament, das auch die Mutter von Michel Houillé nimmt, wie sich im Laufe des Abends herausstellt. Die Konflikte verschärfen sich zusehends. Ständig wechselnde, paarübergreifende Allianzen und Gegnerschaften treiben dabei eine Abwärtsspirale der zunehmenden Eskalation voran, die immer tiefer in die menschlichen Abgründe der vier Figuren blicken lässt.
Der Gott des Gemetzels von Yasmina Reza, uraufgeführt 2006 am Schauspielhaus Zürich, 2011 in Starbesetzung als Kammerspiel von Roman Polański verfilmt, ist längst ein moderner Klassiker, der aufzeigt, wie dünn die Fassade von Anstand und Zivilisiertheit ist und wie schnell diese zusammenbrechen kann, wenn der Gott des Gemetzels die Herrschaft über uns gewinnt.
In der Übersetzung von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Inszenierung Axel Stöcker
Bühne Martin Dolnik
Kostüm Ilona Tokar
Dramaturgie Mahsa Asgari
Vèronique Houllié Maribel Dente
Michel Houllié Jan-Eric Meier
Annette Reille Mona Georgia Müller
Alain Reille Edgar Sproß
Mit Maribel Dente, Jan-Eric Meier, Mona Georgia Müller, Edgar Sproß
Weitere Termine im Alten Theater/Studio:
28.02.25 | 19.00 Uhr
08.03.25 | 19.00 Uhr
09.03.25 | 19.00 Uhr
26.04.25 | 19.00 Uhr
02.05.25 | 19.00 Uhr
11.05.25 | 19.00 Uhr