Sie entdeckte viele Ähnlichkeiten zwischen Vivaldis Musik und der Volksmusik aus der Region Valdres, ihrer Heimat. Da gebe es überall diese reichen Verzierungen und Improvisationen, schöne Melodien und rhythmischen Schwung, so Ragnhild Hemsing. "Mit meiner Vivaldi-Aufnahme möchte ich neue musikalische Herangehensweisen an die Vier Jahreszeiten aufzeigen, indem ich die Hardangerfiedel als Barockinstrument benutze und Verzierungen und die speziellen Triller aus meiner eigenen Volksmusiktradition in Valdres spiele, die seit Jahrhunderten parallel zur Barocktradition lebt", fügt sie hinzu. Dafür hat sie mit dem Komponisten Tormod Tvete Vik zusammengearbeitet und die Violinstimme aus Vivaldis Originalpartitur bearbeitet. Die Orchesterbegleitung wurde parallel vom Ensemble Barokkanerne bearbeitet.
Die italienische Musik ähnelt der norwegischen Variante in erstaunlicher Weise. Sie sei sich sicher, dass die Forschung eine enge Verwandtschaft zwischen der Hardangerfiedel und der Viola d'amore aufzeige, so Hemsing weiter. Dieses Album enthält noch weitere Barock-Kompositionen - so zum Beispiel das Präludium des dritten Aktes der Oper "Alcione" des französischen Barockkomponisten Marin Marais. Auch hier übernimmt die Hardangerfiedel die Rolle einer Viola da Gamba. Drei Volksmelodien aus der Region Valdres runden das Album ab. Dem "Lauschlied" folgt ein "Fanteladda" und schließlich "das Wiesel" im 2/4- oder 6/8-Takt. Verzierungen spielen bei dieser Einspielung laut Ragnhild Hemsing eine große Rolle. Man habe die Originalpartitur von Vivaldi verwendet. Die Kontinuität des Werkes soll durchbrochen werden, weil dazwischen noch Stücke anderer Komponisten musiziert werden. Dies gelingt Ragnhild Hemsing mit ihrem Ensemble ausgesprochen erfrischend!
Sie spielt bei dieser Aufnahme auf drei verschiedenen Hardangerfiedeln. Die Volksmusik und die Hardangerfiedeln haben in Norwegen eine jahrhundertealte Tradition, betont sie. In Norwegen gibt es ein wachsendes Interesse an Alter Musik. Festliche Klangpracht, reizvolle Al-fresco-Wirkungen, edle Klangsprache und formale Ausgeglichenheit führen hier zu einer beglückenden Hörerfahrung. Dynamische Spannungen werden in nuancenreicher Weise ausgelotet. Und die "Fantasi" der 1981 geborenen norwegischen Komponistin Agnes Ida Pettersen verbindet aufregend Vergangenheit und Gegenwart.