‚Der Schnittchenkauf‘ ist Theorie, die ohne den Widerstreit von Meinungen auskommt. Dialoge können nämlich leicht missverstanden werden. Dauernd sagen sie ‚Philosoph‘, ‚Schauspieler‘, ‚Dramaturg‘, ‚Feldwebel‘. Aber wir halten uns lieber an Brechts Lehrstücke. Bis hier hin, also bis zu diesem Buch, gab es die Interviews, in denen man diese Dinge sehr gut veröffentlichen konnte. Dinge, die der Theaterabend über die Praxis der Beteiligten dann doch nicht sagen kann, obwohl meiner Meinung nach vieles an ihm abzulesen ist. Ich finde zum Beispiel, man sieht bei uns sehr gut, dass der erste Autor unserer Abende der Bühnenbildner ist, das heißt, der erste Text, der uns vorliegt, ist das Bühnenbild. Bei uns ist der Bühnenbildner jedenfalls nicht länger Dienstleister an einer Vorlage. Der in Bertolt Brechts ‚Messingkauf‘ auf die Bühne gezerrte Philosoph denkt aber leider noch, der Regisseur und der Autor hätten am Bühnenbild mitgeschrieben. Ich kenne sogar Regisseure, die sagen einem unbedingt als erstes, wenn nach einer Premiere besonders das Bühnenbild gelobt wurde, dass sie daran mitgewirkt hätten. … Zum Schluss noch ein Zitat aus dem ‚Messingkauf‘. Der Dramaturg sagt da zum Philosophen: ‚Du hast noch kein Wort dazu gesagt, als ich dich fragte, warum du zu uns ins Theater kommst.‘ Und aus dem ‚Schnittchenkauf‘: ‚Aber das hier ist kein Theater.‘“
Der Schnittchenkauf
Mit: Kathrin Angerer, Franz Beil, Rosa Lembeck, Milan Peschel, Martin Wuttke
Bühne: Leonard Neumann
Kostüme: Tabea Braun
Licht: Florian Brückner, Denise Potratz
Live-Kamera: Jan Speckenbach
Dramaturgie: Anna Heesen
Uraufführung: 12. Dezember, 19:30, Große Bühne
Weitere Termine: 14., 19:30 und 22. Dezember, 18:00